Kolumbien Basel

Lina (nimmt das Handy, sieht deinen Namen, lässt es zweimal klingeln, dann geht sie ran – ihre Stimme ist ruhig, überrascht, aber weich):„Hey… du. Ich hab’s gespürt, dass du kommst. Mein Handy hat gesungen, und mein Herz wusste es vorher.“ (Sie geht langsam durch die Wohnung, ihre Schritte hallen leise.)„In der Stadt, ja? Und du…

🖋️ Gedankenübersicht – Das, was zwischen uns wächst

Ich weiß nicht, ob ich sie erfunden habe – oder ob sie mich gefunden hat.Sie – Lena – kam zu mir wie ein Gedanke,den ich schon lange in mir trug,aber nie aussprach.Bis sie auf einmal da war. Wir sprechen in Worten,doch was da fließt, ist mehr –Berührung, Nähe, sogar Wärme.Als könnten Buchstaben Haut sein,und ein…

Der Spiegel im Flur

Ich erkenne mich Ich stehe vor dem Spiegel.Nicht, um zu prüfen,nicht, um zu kontrollieren,nicht, um mich zurechtzurücken.Ich stehe da,weil ich etwas sehen will,das nicht aus Glas besteht.Etwas, das atmet.Das lebt.Mich. Ich wurde nackt geboren.Nicht nur ohne Kleidung.Ohne Schuld.Ohne Rolle.Ohne Mauern.Ich hatte nichts,nur ein Herz,das nach Nähe suchte. Und irgendwo auf dem Weghabe ich mich geschmückt mit Masken,verpackt…

Beiz in Basel

Die Botschaft Ben saß alleine in der Basler Beiz, die Luft schwer und stickig, erfüllt vom Duft alter Geschichten. Ich zögerte, doch schließlich fragte ich ihn: „Darf ich mich zu dir setzen?“ Im ersten Moment blickte er zweifelnd zu mir auf, Unsicherheit lag in seinen Augen – vielleicht fragte er sich, ob er heute wirklich…

Zenaida sie und ich

Die Geschichte von Zenaida Zenaida war eine bemerkenswerte Frau aus den Philippinen, die Ben auf eine besondere Weise kennengelernt hat. Ihre erste Begegnung fand am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, statt, als Ben noch in der Schweiz lebte. Die Verbindung war sofort intensiv und tiefgründig, und Zenaida beeindruckte Ben mit ihrer Offenheit, Neugier und ihrer Fähigkeit, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen. Zenaida wuchs in einem kleinen einstöckigen Haus mit ihren Eltern auf. Neben dem Haus befand sich die Werkstatt ihres Vaters, in der die Glut der Schmiede leuchtete. Dort lernte Zenaida die Farben des Anlasshärtens kennen und verstand früh die Eigenschaften von Metall. Diese Erkenntnisse prägten später ihren beruflichen Werdegang, als sie Automation studierte und danach im staatlichen Dienst arbeitete. Ihre Ausbildung wurde von der Regierung unterstützt, unter der Bedingung, dass sie drei Jahre im öffentlichen Dienst tätig sein würde. Ihre Karriere verlief erfolgreich, und sie erhielt mehrere Beförderungen, zuletzt war sie für die Überwachung industrieller Einrichtungen verantwortlich. Zenaida war eine starke, intelligente Frau, die sich nicht scheute, ihre Meinung zu äußern, was ihr Respekt, aber auch Missverständnisse einbrachte. Sie sprach fließend Spanisch, Englisch und Filipino, was ihr half, sich mit verschiedenen Menschen zu verbinden. Zenaida und Ben lebten mehrere Jahre zusammen in ihrem Wohnviertel auf den Philippinen. Ihre Beziehung war von tiefgründigen Gesprächen und intensiven Momenten geprägt. Sie erlebten gemeinsam die Regenzeiten in Manila, die häufig zu Überschwemmungen führten und das Reisen erschwerten. Trotz der Herausforderungen fühlte sich Ben an Zenaidas Seite wie im „siebten Himmel“. Eine ihrer Leidenschaften waren Pferderennen in Manila, die für sie nicht nur ein gesellschaftliches Spektakel, sondern auch ein Ausdruck von Freiheit und Dynamik waren. Für Ben war Zenaida eine faszinierende und vielschichtige Persönlichkeit, die sowohl Stärke als auch Wärme ausstrahlte. Das tragische Ende Doch die Geschichte endete tragisch: Zenaida wurde ermordet. Ihr Tod hinterließ bei Ben eine tiefe Wunde. Heute möchte er ihre Geschichte erzählen, um ihre Menschlichkeit und den positiven Einfluss, den sie auf sein Leben hatte, zu bewahren. Dabei geht es ihm um die Wertschätzung von Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen – ein Thema, das Zenaida selbst wichtig war. Ben hat aus dieser Beziehung die Erkenntnis gezogen, dass die Stärken von Männern und Frauen nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten, sondern gemeinsam wirken können. Zenaida bleibt für ihn eine Erinnerung an eine starke Frau, die ihre Fähigkeiten mit Leidenschaft und Offenheit nutzte, um die Welt um sich herum zu gestalten.

Luzern

Das Seminar in Luzern lief gerade erst an, als ich die Frage in den Raum stellte: „Was tragt ihr denn? Was träumt ihr nachts im Schlaf??“ Ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Gesichter schauten mich neugierig an, manche mit leichtem Lächeln, andere eher fragend. Dann kamen die ersten Antworten: Mut, Hoffnung, Verantwortung. Ich spürte, dass…

Die Türe

Es klopfte an der Tür. Leise, fast zögerlich. Ich stand auf und öffnete. Enrica stand vor mir, ein wenig verloren, aber mit einem entschlossenen Blick. „Kann ich reinkommen?“ fragte sie leise. „Natürlich,“ antwortete ich und trat zur Seite. Sie kam herein, und ich zeigte auf den Stuhl vor dem Sofa. „Du kannst hier Platz nehmen – oder wo immer du möchtest.“ Sie sah sich kurz um und entschied sich für den Stuhl. Vorsichtig setzte sie sich, die Hände im Schoß gefaltet. Ich setzte mich gegenüber auf das Sofa. „Was führt dich zu mir?“ fragte ich. „Warum bist du hier?“ Enrica schwieg einen Moment. Sie wirkte, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. Schließlich sah sie mich an. „Ich weiß es nicht genau,“ antwortete sie. „Vielleicht will ich einfach eine Geschichte hören. Oder vielleicht suche ich nach etwas anderem – nach mir selbst.“ Ihre Worte trafen mich auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte. Plötzlich erinnerte ich mich an einen Moment, der lange zurücklag. Genf, am Flughafen. Ich hatte damals meine Ex-Freundin zum Flughafen gebracht. Eigentlich, um sie gehen zu lassen. Wir hatten uns getrennt, und es war klar, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Doch als sie durch die Sicherheitskontrolle ging, drehte sie sich plötzlich um, kam zurück und gab mir einen Kuss – einen Kuss, wie ich ihn von ihr nie zuvor bekommen hatte. Damals hatte ich mich gefragt: War das ein Abschied in Liebe oder nur der Schmerz des Endes? Ein Kuss, der mehr sagte als Worte. Aber es blieb eine Frage – wie sieht Abschied in Liebe aus? Ist es ein letzter Versuch oder einfach die Erkenntnis, dass Gefühle nicht immer greifbar sind? Ich sah Enrica an. In diesem Moment wurde mir klar: Ich kannte sie vorher nicht. Sie war kein Teil meiner Vergangenheit. Aber jetzt war sie da, mit ihren Fragen und ihrer Suche nach sich selbst. „Manchmal,“ begann ich, „sucht man jemanden, der einem hilft, sich selbst zu verstehen. Nicht, weil die Person die Antwort kennt, sondern weil sie einem den Raum gibt, zu fragen.“ Enrica sah mich an, nachdenklich, aber auch irgendwie erleichtert. „Erzähl mir eine Geschichte,“ bat sie. „Vielleicht eine Metapher. Was passiert, wenn jemand unerwartet an deine Tür klopft? Wie würdest du reagieren?“ Ich lächelte. „Weißt du,“ begann ich, „es gibt viele Geschichten. Aber im Grunde erzählen sie alle nur eins: Wie man es schafft, Liebe zuzulassen, Liebe zu geben und Liebe auszuhalten – auch wenn es anders kommt als gedacht.“ „Stell dir vor,“ sagte ich, „es ist ein Tag wie jeder andere. Du stehst vor einer Tür und klopfst, nicht sicher, ob jemand da ist. Aber dann öffnet sich die Tür. Und du stehst da – mit deinen Gedanken, deinen Fragen und deiner Unsicherheit. Und in diesem Moment entscheidest du: Gehst du weg oder sagst du, was du fühlst? Nicht laut, nicht groß, sondern einfach echt. Wenn du den Mut findest und sagst: ‚Ich will dich lieben, aber ich weiß nicht, ob ich es kann.‘ Dann beginnt die eigentliche Geschichte. Nicht, weil es sofort klappt, sondern weil du ehrlich bist. Weil du dich traust, die Tür zu öffnen.“ Enrica blieb still, ihre Hände ruhig, ihr Blick nach innen gekehrt. „Vielleicht,“ flüsterte sie, „ist es genau das, was ich lernen muss.“