Leipziger ZOO




Die beliebte Serie Tierärztin Dr. Mertens wird seit vielen Jahren im Zoo Leipzig gedreht. Für viele Zuschauer verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, doch hinter den Kulissen trägt jedes Tier seine eigene Geschichte. Während im Fernsehen Okapis, Giraffen, Leoparden, Rote Pandas oder Kängurus zu sehen sind, gibt es in den echten Zoos Europas Schicksale, die nicht weniger eindrucksvoll sind.
Seit ich hier bin – nun schon fünf Jahre – sind die schönen Gespräche mit Freunden vor Ort selten geworden. Stattdessen höre ich immer öfter Drohungen: von Polizei, Knast oder gar Ausweisung – ausgesprochen von Fremden, die mich nicht einmal kennen. Immer häufiger fällt dabei das Wort Ausländer, aus allen Altersstufen. Darum habe ich beschlossen, keine Bilder mehr aus diesem Land zu generieren und viele zu löschen. Verzeiht mir – aber dies ist die Quintessenz: Kein Besitz hält mich hier, nur Margot.
Und dennoch: Heute mache ich eine Ausnahme – zu Ehren jener Tiere, die mich geprägt haben.
M’Tongé kam 2014 in den Zoo Basel. Die Weibchen akzeptierten ihn zunächst nicht, und so schlief er stets allein, was den Betreuern große Sorge bereitete. Eines Tages meldete sich ein finnisches Filmteam an, das hinter den Kulissen drehen wollte. Sie bauten Kameras und Apparaturen auf, misstrauisch beäugt von den Weibchen. In diesem Moment nutzte M’Tongé die Situation, stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht voller Aggressionen gegen das Gitternetz und sorgte für große Aufregung. Doch gerade dieser Einsatz veränderte alles: Von da an wurde er als Anführer anerkannt, erhielt den Rang des Silberrückens und verkörperte die Kraft, die ihn sogar in die Lage versetzt hätte, in freier Natur Leoparden abzuwehren.
Sein Tod am 27. Juni 2025 war ein Einschnitt. Nur wenige Tage später, am 3. Juli, starb im Zoo Leipzig der junge Gorilla Kio mit nur sieben Jahren, und am 10. Juli folgte das Weibchen Kibara. Alle drei verbindet ein stilles Vermächtnis, das weit über die Gehege hinausreicht: Sie erinnern uns an die Würde und Verletzlichkeit dieser Tiere und daran, wie eng Stärke und Verletzbarkeit beieinanderliegen.
Wusstet ihr, dass Gorillas im Urwald das beste „WLAN“ besitzen? Ihre Rufe tragen bis zu zwanzig Kilometer weit. Die Weibchen berichten den anderen Gruppen sogar, wie sich ihr Männchen aufführt – und bei schlechter Beurteilung bekommt er keine neuen Weibchen. Alle paar Wochen begegnen sich die Gruppen, und dann herrscht Freude. Gorillas mögen keine Inzucht, deshalb tauschen sie ihre Weibchen aus, um neues Blut in die Gemeinschaft zu bringen.
Und so bleibt nur ein stilles Dankeschön an M’Tongé, Kio und Kibara – für die Spuren, die sie in unserer Erinnerung hinterlassen haben.