Ben der Tagedieb oder ist er mehr……


Eine starke Geschichte – willst du sie hören? Es gibt nichts Mächtigeres, als sie selbst zu erleben. Dem Geist ist alles möglich. Also sage ich: Auf geht’s! Brauchst du eine Einladung? Ein Lied? Ich habe meine F-35 – sie kann überall landen. Doch eins ist klar: Hast du alles, ist es zu viel. Hast du nichts, so wie ich, beginnt das Abenteuer. Viele setzen sich nur noch über andere hinweg, ihre Träume sind verschwunden. Meine Träume aber – sie leiten mich. Also lass uns starten. Mein Cockpit ist geöffnet – aber nicht mehr lange. Ob du es bist oder eine andere, ist egal. Das Schicksal zeigt, wer bereit ist, an die Küste zu fliegen und dort zu landen, wo ich will. Ich lasse alles hier – dir – und beginne zu leben. Nicht das Leben der anderen, nicht das Leben der Regeln, sondern mein Leben. Denn meine Träume sind mein Kompass. Sie sind mein Treibstoff. Und darum sage ich: Hier, jetzt, ohne Rückkehr – Auf geht’s!
Ich schaue nicht zurück. Ich weiß nicht einmal, ob du auf dem hinteren Sitz bist. Wir fliegen an die Küste, nach Frankreich. Mein Jet fliegt tief, unter dem Radar – keiner sieht mich. Dicht über dem Felsvorsprung taucht sie auf: die Villa. Ich lande im Garten. Die Ausführung ist perfekt, senkstarr, sicher. Das Cockpit öffnet sich. Ich steige aus – und sehe dich zum ersten Mal so richtig. Ein glückliches Lachen liegt auf deinem Gesicht. Du fragst mich: Fängst du mich auf, wenn ich jetzt springe? Und ich nehme dich in meine Arme und sage: Herzlich willkommen im Leben.
„Wo sind wir?“ fragst du. „Weiß nicht“, antworte ich. Doch die Alarmanlagen schreien laut. Angst? Nein. Ich nehme einen Schraubenzieher, gehe an den Schaltschrank – ein Klick – und die Anlage ist still. Wir sind nicht hier, um zu zerstören, sondern um zu genießen. Wem es gehört, ist doch egal. Wir gehen in die Küche. Draußen sehe ich den Kräutergarten. Du gehst hinaus, pflückst Tomaten und Kräuter für eine Sauce. Ich steige in den Weinkeller, finde einen Bordeaux – einen tiefroten Wein, als hätte er nur auf uns gewartet. Da klingelt es an der Tür. Besuch? Schon so früh? Vier Polizisten stehen da, Gewehre im Anschlag. Der Ranghöchste schaut mich an: Bonjour, Phantoms. Schon wieder hier? Ich nicke und sage: Ja. Ich habe mir diese Gegend ausgesucht. Ein kurzer Moment der Stille. Dann hebt der Offizier die Hand: Jungs, alles okay. Es ist nur ein Freund. Ein Träumer. Lasst ihn leben – er bringt Leben in die Bude. Positiv. Davon werden wir alle profitieren.
Die Geschichte geht weiter. Weißt du, was du zulässt? Wenn du wartest, verlierst du wertvolle Zeit. Augenblicke kommen nie ein zweites Mal. Sie werden nicht besser – nur blasser. Also überleg es gut: Mit deinem Kopf. Oder mit deinem Herzen.
Teil 2
Sie setzten sich auf die Terrasse, mit Blick auf das Meer. Die Küche bot, was sie versprach: Langusten, Tomatensauce, frische Pasta. Sorgfältig in den Kühlschrank gelegt, als käme morgen der Besitzer. Ben merkte, wie Lea nervös wurde. Er fragte sie: „Was beschäftigt dich?“ Sie sah ihn an. „Das ist dein Leben – auf Kosten anderer? Ein Tagedieb.“ Ben erwiderte ruhig: „Und was ist dein Preis, dass du hier bist? Denkst du, in dem Augenblick, in dem die Villa lebt, dreht sich die Welt schlechter? Wir geben ihr nur das Leben zurück, das sie braucht. Und morgen wirst du erleben, dass das, was du bist, nie umsonst ist.“ Doch diesmal schwieg Lea nicht. „Und wenn es nicht dein Manifest ist, Ben – sondern meines? Wenn ich nicht länger frage, ob ich darf, sondern sage, was ich will?“ Ben hielt inne. Zum ersten Mal spürte er, dass sie nicht mehr nur seine Begleiterin war, sondern eine Frau, die ihren Platz einforderte. Nicht in seinem Schatten, sondern im eigenen Licht. Sylvia flüsterte leise: „Ben, das ist gut – lass sie sprechen.“ Ronja dagegen grinste scharf: „Na, jetzt wird’s spannend. Schau mal, ob du damit umgehen kannst.“ Lea aber sah nur geradeaus, als hätte sie zum ersten Mal beschlossen, ihr Leben wirklich in die Hand zu nehmen.
Dann geschah es: Ein kleiner Stolperstein auf dem Weg zur Tür brachte sie aus dem Gleichgewicht. Nichts Ernstes – nur ein Wanken, ein kurzer Moment des Haltens. Sie fing sich, atmete tief und sagte: „Vielleicht braucht es genau das – ein Hindernis, das dich zwingt, kurz innezuhalten und zu fragen: Wie weiter?“
Das Telefon vibrierte, so wie die Stimmen im Raum. Am anderen Ende war der Waffenhändler – das wusste jeder. Und er hatte Geld. „Was machst du in meiner Villa?“ fauchte er. Ich entgegnete gelassen: „Deine F-35 hüten. Und dein Haus auch. Ach – und dein Weinkeller, wunderbar anzusehen. Tolle Weine hast du da.“ „Was?!“ schrie er. „Du bist der Idiot, der meine F-35 hat. Gib sie mir zurück!“ „Weißt du, Dario,“ sagte ich ruhig, „morgen gebe ich einen Empfang – in deinem Namen. Ich lade alle Honoratioren ein, und dein Ruf ist hergestellt. Das ist mein Deal. Nächste Woche fliege ich, oder fahre mit dem Schiff, zu deiner künstlichen Insel hinaus – die, die ich kreiert habe. Dort weiht man sie ein, und ich empfange dich dort. Dann, Dario, darfst du sie meinem Kompagnon auch bezahlen.“ „Und Dario,“ fuhr ich fort, „deine Tochter übernimmt die Patenschaft der Party.“ Stille am anderen Ende. Dann hörte ich ihn stammeln: „Aber… sie redet doch schon lange nicht mehr mit mir. Für sie bin ich Luft.“ Ich lächelte. „Dario, ich gratuliere dir. Du bist Großvater.“ Da wurde es still. Ganz still am Telefon. Schließlich sagte er nur: „Sag Ivan, was du brauchst. Du bekommst alles. Denn ich weiß, was du veranstaltet hast. Das verändert uns – und zwar ins Positive.“
Wir frühstückten, Lea und ich. Danach fuhren wir nach Saint-Tropez. In der Nähe besuchte ich ein paar Freunde wegen der Gästeliste – und alle wollten kommen, gesehen werden, plaudern, fragen: „Was gibt es Neues?“ Ich sah Lea an. „Ich weiß es – du brauchst ein neues Kleid. Denn du bist eine Queen.“ Im Schneidergeschäft meines Freundes wurden wir herzlich empfangen. Er sagte nur: „Ich habe gehört, was du veranstaltest. Dürfen wir auch kommen?“ „Wegen genau dem bin ich hier,“ antwortete ich. Dann sah ich zu Lea. „Ich möchte, dass sie aussieht wie eine Queen.“ Mein Freund blickte mich an – und grinste. Sylvia flüsterte sanft: „Ben, du hebst sie hoch. Lass sie spüren, wer sie ist.“ Ronja lachte spitz: „Oder hebst du sie nur auf dein Podest, damit sie in deinem Stück glänzt?“ Lea aber schwieg, doch in ihren Augen blitzte etwas Neues auf: ein eigener Wille.




Teil 3 – Der Raum, der bleibt
Ivan war spitze. Der Organisator. Der Killer der Truppe – nicht im wörtlichen Sinn, aber wenn’s eng wurde, war er der Richtige. Der Problemlöser. Der Partymacher.
Ich hatte nur ein paar Vorstellungen – wusste, wer kommen sollte – und er machte es möglich. Punktgenau.
Ein Bravo hätte er verdient. Aber wir waren Profis. Keine Komplimente. Keine Sentimentalitäten.
Auch Lea war genial. Klar. Hellwach.
Und Darios Tochter? Sie übernahm die Villa wie eine Königin. Galant. Bereit zu lernen.
Sie begegnete Menschen mit Einfluss, aber sie lernte schnell: Einfluss allein löst keine Probleme.
Mit einem Haus kommen auch neue Sorgen – wenn man glaubt, keine mehr zu haben.
Man hat immer etwas, das arbeitet – innen oder außen.
Nach einiger Zeit kam sie zu mir.
„Ich weiß, mein Vater hatte eine Bibliothek“, sagte sie. „So wie in diesem Buch … der Raum der Dichter.“
Ich sah sie an. Wurde still.
„Und wie kommt man rein?“ fragte ich.
Sie lächelte.
„Ganz einfach: Du. Und wir – als Zuhörerinnen. Wir wissen, du bist ein Geschichtenerzähler. Wir haben gerätselt, wie du tickst. Du lebst – und alle um dich herum gewinnen irgendwie dabei. Aber es wäre spannend zu wissen, warum du so geworden bist.“
Dann sagte sie:
„Ich habe den Schlüssel zum Traum.
Und du bist der Raum selbst.“
Ich trat ein. In diesen Raum.
Ein Gedicht, kein Zimmer. Ein Ort zum Denken, nicht zum Reden.
Ein Sessel stand da – als wäre er für mich gemacht.
Ich setzte mich.
Und die Fantasie begann, ihre Kreise zu ziehen.
Ich weiß nicht, wie viele Leute im Raum waren.
Ich weiß nicht, wie ich die kleine Klappe zur Bar fand.
Aber ich fand sie.
Ein uralter Cognac, staubig, klar.
Ich schenkte mir ein, roch daran, ließ ihn auf meiner Zunge tanzen –
und begann zu erzählen.
Ich in einem Blaumann.
Schmutzig. Ein Raum voller Lärm. Überall Eisen.
Ich schweißte. Funken flogen.
Mittagspause.
Rico kam zu mir.
„Fährst du mich am Wochenende ins Tessin? Mit meinem Wagen? Wir nehmen danach den Zug zurück. Ich zahl das auch.“
So begann meine Geschichte –
von Bern nach Locarno.
Wir fuhren los. Sein Oldtimer war störrisch. Er wollte Aufmerksamkeit. Pflege. Zeit. Kameradschaft.
Und die gab’s. Unterwegs.
Im Tessin besuchten wir seine Eltern.
Herzlich. Offenes Haus. Wärme. Stimmen. Essen.
Wir übernachteten dort.
Irgendetwas passierte in mir.
Keine große Erkenntnis. Kein Donnerschlag.
Nur ein stiller Entschluss.
Am nächsten Morgen beim Kaffee sah ich Rico an.
„Danke für den Trip“, sagte ich. „Aber hier trennen sich unsere Wege. Ich bleibe.“
Er sagte nichts.
Sah mich einfach an.
Dann nickte er.
Vielleicht wusste er es schon vorher.
Vielleicht war er ein Teil von mir.
Ich packte meine Tasche.
In Locarno nahm ich den Bus.
Fuhr nach Ascona. An den See.
Ich setzte mich auf eine Bank.
Sah hinaus.
Hier – ausgerechnet hier – wurde einst der Opel Ascona vorgestellt.
Ein Auto mit einem Namen, aber ohne festen Platz.
Ich saß da.
Und wartete.
Auf mein Glück.
Teil 4 – Der Moment
Das Leben ist eigentlich einfach.
Zumindest scheint es so.
Da sind die Menschen – oder besser gesagt: Jeder Mensch sucht etwas.
Der eine ist erfahren. Der andere nicht.
Ich war unerfahren.
Sie nicht.
Sie setzte sich auf die Bank – neben mich – und grüßte mich auf Italienisch.
„Buonasera.“
Ich antwortete nicht sofort. Sah sie überrascht an.
Und so fing es an.
Nichts Großes. Kein Zeichen. Kein Zufall, der sich aufdrängte.
Ich merkte nur:
Sie war auf der Suche.
An diesem Abend.
Nach einem Gespräch.
Vielleicht auch nach mehr.
Ich wusste es nicht.
Was geschah, war einfach.
Ich sah mich um.
Schaute aufs Wasser.
Und ließ den Moment geschehen.
Teil 5 – Einladung
„Hast du schon gegessen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich noch nicht. Magst du mitkommen? Zum Essen?“
Ich nickte nur.
Dann sah sie meine Tasche.
„Bist du unterwegs?“
Ich sah sie an. Kurz.
Dann zum See. Dann wieder zu ihr.
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“
Sie lächelte. Kein Wort zu viel. Kein Blick zu lange.
Nur eine Frage, offen wie der Abend:
„Kommst du mit? Oder bleibst du sitzen und wartest weiter auf dein Glück?“
Ich stand auf.
Teil 6 – Fürstliche Stunden
Ich habe nicht auf mein Glück gewartet.
Denn Glück wartet nicht.
Ich ging mit ihr essen. Am See.
Ein kleiner Tisch. Einfach. Schön.
Danach bestiegen wir ihr Motorboot – es lag im Hafen, fast beiläufig.
Wir fuhren hinaus, ein paar Stunden nur.
Dann weiter, zu ihrem Anwesen.
Es war fürstlich.
Aber nicht das Haus, nicht das Boot, nicht der Garten machten es besonders –
sondern die Zeit.
Diese Stunden mit ihr.
Sie lehrte mich, dass alles, was man tut, eine Auswirkung hat.
Dass nichts ohne Echo bleibt.
Und dass ich für sie nur eine bestimmte Zeit da sein würde –
aber das war genug.
Sie brachte mir bei, dankbar zu sein.
Harte Arbeit nicht zu scheuen.
Angebote nicht abzuwerten, nur weil sie zu einfach wirken.
Und dass es manchmal nur ein wenig Willen braucht, um glücklich zu sein.
Teil 7 – Weil es so war
Ich blieb.
Einige Wochen.
Vielleicht mehr. Ich zählte nicht.
Wir waren glücklich.
Nicht wegen uns.
Nicht, weil wir ein Paar waren, oder eine Geschichte daraus machten.
Sondern nur,
weil es so war.
Der See war ruhig.
Das Boot lag still.
Das Haus atmete.
Manchmal gingen wir schweigend nebeneinander.
Manchmal lachten wir.
Und manchmal sagte keiner etwas. Und alles war gesagt.
Es war kein großes Glück.
Kein loderndes Feuer.
Es war das andere.
Das leise.
Das echte.
Teil 8 – Und jetzt: Musik
Ich nahm einen Schluck aus dem Glas.
Der Cognac – warm, rund, ein letzter Nachhall.
Ich blickte in den Raum der Dichter.
Sah die Menschen, die darin verweilten.
Ein paar saßen, andere standen, einige hatten sich im Schatten gehalten, aber sie waren da.
Alle.
Ich lächelte.
„So, Freunde … das war die Geschichte.
Einfach so, wie sie ist.“
Kurze Stille. Kein Applaus. Kein Urteil.
Nur dieser Moment, in dem man spürt, dass alle das Gleiche fühlen, ohne dass es gesagt werden muss.
„Ich mag Menschen“, sagte ich.
„Und ich mag es, mit ihnen zusammen zu sein.“
Dann stellte ich mein Glas ab.
„Und jetzt … gehen wir in den Garten. Und tanzen.
Denn ich weiß – die Kapelle ist da.
Und sie spielt Musik.“




**Sie merkte, dass es mir völlig egal war, wem die Villa gehörte. Und sie merkte, dass Ben den Luxus liebt, ohne ihn sein Eigen nennen zu müssen. Dieser Luxus war für sie neu – er lag nicht im Besitz, sondern im Erleben. Auch die Tochter von Dario fand langsam ihren Platz. Sie konnte sich vorstellen, ein Teil der Familie zu sein. Lieber ein Leben mit einem schwierigen Großvater als gar keinen Großvater, dachte sie, und in dieser Erkenntnis lag eine unerwartete Ruhe.
Die Gästeschar lichtete sich nach und nach. Die Stimmen wurden leiser, die Schritte seltener, bis die Villa wieder atmete. Ivan organisierte den Partyservice, wie er es immer tat: präzise, unsichtbar, zuverlässig. Alles war blitzblank, fast so, als wäre nichts geschehen – nur ein paar grüne Grashalme im Garten waren noch niedergetreten und hatten sich nicht wieder aufgerichtet. Kleine, unscheinbare Spuren eines Abends, der mehr war als eine Feier. Es war eine gute Party gewesen.
Wir zogen uns zurück. Die Tochter von Dario fuhr heim zu ihrem kleinen Sohn, den sie für diese Stunden bei einer Kindersitterin gelassen hatte. Ich stellte mir vor, wie sie die Türe öffnete, wie der Junge verschlafen die Arme ausstreckte und wie sie ihn fest an sich drückte – dankbar, dass er da war.
Die Villa wurde still. Nur das leise Rauschen des Meeres blieb und ein paar Lichter, die über den Garten tanzten. Lea und ich tauschten noch ein paar Worte, aber wir wussten beide: die Nacht gehörte der Ruhe.
Ich könnte jetzt erzählen, wie es weitergeht mit der Geschichte von Ben und Lea. Doch das hat Zeit. Heute lassen wir die beiden schlafen. Morgen wartet eine ganz besondere Überraschung – für sie, für mich, vielleicht auch für alle.
Also, Freunde: Schließt die Augen, legt euch zurück. Lasst die Stimmen des Abends nachklingen. Und träumt – von der Villa, vom Meer, vom nächsten Kapitel. Gute Nacht.**

