Locarno

„Ein Tag in Locarno – mit Hanna, Martha, mir … und dem Leben“

(eine Erinnerung, ein Gefühl, ein Jetzt)

Das Haus im Wald –

ein Wesen aus Beton und Stahl,

ruhig, klar, fast wachend.

Manchmal denke ich,

es ist mein Inneres.

Ein Zuhause, das mir fremd blieb,

bis ich eines Morgens aufwachte

und spürte:

Ich muss raus.

Sylvia:

„Was hilft ein geschützter Ort,

wenn das Leben draussen ruft?“

Meine Hand streckte sich nach ihr aus,

fand sie nicht.

Ich schlurfte in die Küche,

der Kombi lag noch auf dem Tisch,

blinkt eine Nachricht:

„Hol mich ab – du weisst ja wo.

Die Tankstelle in Ostermundigen, Bern.“

Ich tippte „Ja“,

ging duschen,

und erinnerte mich an den Satz von gestern:

„Was bleibt uns Menschen, wenn nicht das Reden?“

In der Tiefgarage, tief unter dem Haus,

stand der Maserati.

Die Tür war offen –

vom letzten Mal?

Oder von Geisterhand?

Ich startete den Motor,

er brüllte auf –

ich fuhr zum Sensor.

Die Tür öffnete sich,

und ich fuhr

in den Sonnenschein,

hinaus

in die Welt.

Ronja:

„Unterwegs – das ist dein Zuhause, Ben.“

Ich war wieder unterwegs.

Wie immer.

Warum Ostermundigen?

Weil es meine erste Stelle war.

Der erste fremde Ort.

Alleine.

Ich kam aus Basel,

Kindheit dort,

Militär, dann das Leben.

Und sie?

Ich lernte sie in Luzern kennen.

Jetzt holte ich sie ab.

Ob ich sie mag?

Keine Ahnung.

Sie gefällt mir.

Und ich lebte mich aus.

Ein Anfang –

vielleicht auf Zeit.

Der Maserati nahm Fahrt auf,

mir reicht Tempo 120 auf der Autobahn.

Ziel: Tessin,

über den Gotthard.

Oben auf dem Pass hielten wir,

streckten uns,

atmeten durch.

Noch etwas Schnee lag am Strassenrand.

Wir standen vor dem Schild:

„Gotthardpass.“

Wir parkten später in Locarno –

unten am Jachthafen.

Espresso, Sonne,

und dieser Blick.

Verliebt?

Sylvia:

„Vielleicht suchst du nicht sie,

sondern das Gefühl in dir,

wenn du bei ihr bist.“

Ich kenne Locarno gut.

Durch den Sport,

Triathlon.

Und ja –

zum Flirten war immer Zeit.

Diese Wärme.

Dieser Flair.

Aber ich würde lügen,

wenn ich sagen würde,

es ging nur darum.

Ronja:

„Das Leben ist Bühne genug –

man kann tanzen, singen, springen…“

Ich kann sagen:

„Ich liebe dich.“

Was es ist –

das Leben?

Sie?

Du?

Ich weiss es nicht.

Aber ich liebe es,

zu sein.

Oben bei der Madonna del Sasso

kam dieses Gefühl.

Ich nahm sie in die Arme

und küsste sie.

Still.

Ohne Musik.

Ohne Worte.

Und ob wir noch zusammen sind?

Ich weiss es nicht.

Vielleicht war es ein Abenteuer.

Vielleicht mehr.

Vielleicht das,

was nicht fassbar ist,

aber bleibt.

Die Szene am Fahnenmast,

wo sie ihren Schal hisste –

stolz.

Frei.

Wie eine Fahne des Lebens.

Und dann in der Kirche –

sie betete.

Still.

Ich störte sie nicht.

Ich war da.

Beobachter eines Moments,

der mir nicht gehörte.

Und doch in mir blieb.

Sylvia:

„Manche Gesten sind ewig.“

Diese Bilder,

diese Gedanken –

sie sind geblieben.

Für die Ewigkeit.