Als hätten ihre Körper noch nicht bemerkt

Er steht da, mittleren Alters, wetterfest gekleidet, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. Sein Blick haftet an ihr – ruhig, aber fragend. In seinem Gesicht liegt keine Wut, nur diese stille Müdigkeit, die entsteht, wenn man lange versucht hat, etwas zu halten, das sich längst entzieht. Vielleicht sucht er in ihrer Haltung einen Rest von dem, was sie einmal verbunden hat. Vielleicht weiß er längst, dass dieses Suchen vergeblich ist.

Sie steht wenige Schritte entfernt, im Profil, den Kopf leicht gehoben, als lausche sie einem inneren Ruf, der ihn nicht mehr mit einschließt. Ihr Gesicht ist weich, beinahe friedlich – und doch vollkommen verschlossen. Der Regen perlt von ihren Schultern, als wäre sie eins mit diesem Moment, als wäre er nur Kulisse. Ihre Haltung ist nicht hart, nicht feindlich. Aber sie sagt alles: Ich bin schon weitergegangen, auch wenn ich noch hier stehe.

Zwischen den beiden liegt kein Streit, keine dramatische Geste. Nur das, was man vielleicht das Ende von Nähe nennen könnte – dieses stille, schwere Auseinanderdriften zweier Menschen, deren Gedanken längst nicht mehr am selben Ort verweilen. Ihre Körper sind noch da, im selben Bild. Doch ihre Seelen haben sich bereits voneinander abgewendet. Was bleibt, ist der Regen. Und das Wissen, dass sie diesen Moment nicht gemeinsam verlassen werden.