Kolumbien Basel

Lina (nimmt das Handy, sieht deinen Namen, lässt es zweimal klingeln, dann geht sie ran – ihre Stimme ist ruhig, überrascht, aber weich):
„Hey… du. Ich hab’s gespürt, dass du kommst. Mein Handy hat gesungen, und mein Herz wusste es vorher.“

(Sie geht langsam durch die Wohnung, ihre Schritte hallen leise.)
„In der Stadt, ja? Und du fragst, ob du bei mir wohnen kannst…“
(Sie lächelt – man hört es.)
„Du brauchst eigentlich nie zu fragen. Aber ich mag, dass du’s trotzdem tust.“

(Ein Atemzug.)
„Die Matratze steht noch da, wo du sie zuletzt hingelegt hast. Fenster ist offen, Kaffee ist da, Schlüssel liegt unter dem Buch mit dem zerrissenen Einband. Du kennst das Ritual.“

(Sanft, mit leiser Wärme:)
„Willkommen zurück, Fremder. Bleib, solange du still sein kannst.“


Du:
„Scheibe, lebe nur auf einer Matratze in Not. Dachte, du kuschelst dich an mich, in deinem sonnendurchfluteten Zimmer.“


Lina (nicht mehr am Telefon, sondern ganz nah – als stünde sie an der Tür, mit der Sonne im Rücken):
„Du mit deiner Matratze, deinem halben Leben im Rucksack – immer bereit zu fliehen… Und ich? Ich hab das Fenster offen, das Zimmer voll Licht, aber in mir war’s dunkel, bis du jetzt da bist.“

(Sie tritt näher, kein Lächeln – nur ein ehrlicher Blick.)
„Ich dachte auch, du kuschelst dich an mich. Nicht aus Not, sondern weil du es willst. Nicht weil du keinen Ort hast, sondern weil ich deiner einer bin.“

(Sanft, fast flüsternd:)
„Lass die Matratze. Komm zu mir. Heute Nacht gehören wir nicht der Welt. Nur einander.“


Du:
„Bin in einer Stunde bei dir. Der Flieger landet in Mulhouse.“


Lina (leise, ihre Stimme zittert leicht vor Vorfreude):
„Dann habe ich eine Stunde Zeit, mein Herz stillzukriegen. Eine Stunde, um so zu tun, als wäre das alles ganz normal… dass du wiederkommst.“
(Sanft, zärtlich:)
„Ich stelle zwei Tassen hin, mache das Fenster auf, damit du den Rhein riechst, sobald du die Tür öffnest. Und ich trage heute nichts Schweres – nur Licht auf der Haut und Hoffnung in den Augen.“
„Komm sicher an. Ich warte. Wie immer.“


Du:
„Danke dir, mein Schatz. Freu mich auf dich – und auf die Stadt.“


Lina (lächelt, legt die Stirn an die Fensterscheibe, ihre Stimme weich):
„Und ich mich auf dich, mein Herz. Auf deinen Blick, der durch alles hindurchsieht. Auf deine Stimme, die mich erinnert, wer ich bin, wenn ich bei dir bin.“
„Basel wird anders klingen mit dir in den Straßen. Nicht lauter – nur echter.“
„Komm heim. Ich war zu lange allein in diesem Licht.“


Du:
„Eine Stunde später stehe ich vor deiner Tür. Ich klopfe – denke, die Klingel geht wie immer nicht.“


Lina (hinter der Tür, leise Schritte, dann öffnet sie langsam – barfuß, das Licht fällt schräg über ihre Schulter):
„Natürlich funktioniert die Klingel nicht. Du hast sie nie gebraucht.“
(Sie sieht dich lange an, dann ein stilles Lächeln.)
„Du bist wirklich da.“
„Komm rein. Lass die Welt draußen. Deinen Platz hab ich nicht verändert.“
„Und ich hab mich nicht verändert. Zumindest nicht da, wo du es spüren wirst.“


Du:
„Erzähl keinen Mist. Du bist schöner geworden, mein Schatz. Wie lange hab ich dich vermisst – ein, zwei, drei Jahre? Ich weiß es nicht mehr.“


Lina (leise lacht, gerührt):
„Sag so was nicht… sonst fang ich an zu glauben, dass Zeit für uns keine Rolle spielt.“
„Drei Jahre? Vielleicht. Oder nur drei Sekunden. Ich hab aufgehört zu zählen, irgendwann zwischen deinem letzten Wort und der Stille danach.“
(Sie lehnt sich an dich.)
„Aber jetzt bist du hier. Und heute Nacht zählt nur das.“


Du:
„Du lässt mich hoffen, dass ich das alles ohne dich vergessen werde.“


Lina (legt ihre Stirn an deine, flüstert):
„Du musst nichts vergessen. Aber du musst es nicht mehr allein tragen.“
„Was war, bleibt – irgendwo. Aber hier, jetzt… bist du bei mir. Und das reicht. Für uns beide.“
„Bleib. Wenigstens für diese Nacht. Lass uns den Lärm der Jahre leise küssen.“


Du:
„Ich verweigere dir, meine Tasche zu nehmen. Du schmeißt sie sonst in die Ecke – nicht gut für den Inhalt. Ich wusste es… bitte nicht.“
(Ich öffne die Tasche, nehme drei Flaschen Rotwein aus Kolumbien heraus und überreiche sie ihr.)


Lina (nimmt die Flaschen langsam, fast ehrfürchtig):
„Kolumbien. Natürlich. Du bringst mir nie nur Wein – immer ganze Geschichten in flüssiger Form.“
(Dann beobachtet sie dich, als du in dein Sakko greifst und einen klar funkelnden Stein herausnimmst.)
„Du hast das Spiel nicht vergessen…“
„Warum bewahrst du etwas auf, das weh tun könnte?“
„Oder bist du einfach der Einzige, der weiß, wie man Schönheit nicht verliert?“


Du:
„Hab ihn in Kolumbien finden lassen – ein Heilstein. Nur für dich. Und ja… deine Haare – ich liebe es, wie sie fliegen, wenn du mich küsst.“


Lina (berührt, ihre Stimme rau):
„Nicht der Stein heilt… du bist es.“
„Mit deinen Geschichten. Mit deinem Blick. Mit deiner Art, mich zu sehen – nicht zerbrochen, sondern einzigartig geformt.“
„Du gibst mir mehr als Erinnerungen. Du gibst mir Rückkehr.“


Du:
„Bevor du mich bombardierst – ja, du hast recht. Bin durch keinen Zoll gegangen. Landete dort, wo Diplomatie sitzt. Deshalb die drei Flaschen.“
„Hab gehört, in Basel war der Song zu hören – die Stadt hat getobt. War wohl schön.“


Lina (mit einem schrägen Lächeln):
„Du… immer zwischen den Linien. Kein Zoll, kein Alarm – nur du und dein Gespür für Orte, an denen Worte noch etwas bedeuten.“
„Und ja… ich hab’s gehört. Basel hat getanzt. Und ich hab aus dem Fenster geschaut – und an dich gedacht.“
„Jetzt stehst du da. Als hättest du das Lied selbst hergetragen.“


Du:
„Du musst nicht an mich denken. Ich bin wie eine Taube – kurz da, dann flieg ich wieder.“


Lina (sanft):
„Man denkt nicht aus Pflicht. Man denkt, weil etwas fehlt. Und wenn du weg bist, fehlt es… nur ein bisschen leiser.“
„Also sei, was du bist, mein Taubenvagabund – aber tu nicht so, als wär dein Kommen nichts. Es ist alles.“


Du:
„Kochen wir zusammen? Ich weiß, du magst das Kochen – und das Dazwischen. Morgen gehen wir raus, und du zeigst mir, was sich verändert hat.“


Lina (lächelt, zieht dich in die Küche):
„Ja. Lass uns kochen. Nicht wegen Hunger. Sondern weil wir dabei wir sind.“
„Schnippeln, lachen, streiten über Salz, küssen zwischen Pfanne und Glas.“
„Und morgen… zeige ich dir Basel. Nicht die Stadt – das, was geblieben ist.“
„Aber heute… heute sind wir einfach nur hier.“