






Vom Frühstück bis zur Hofreitschule, von Sisi bis St. Michael – ein Tag zwischen Geschichte, Gefühl und Gegenwart.
Frühstück mit Aussicht
Wir frühstückten mit Aussicht – herzliche Blicke, warmer Kaffee. Das Einzige, was uns störte, war das kommende bestellte Taxi. Und das tat es auch. Wir stiegen ein und ließen uns fahren. Zur Spanischen Hofreitschule.
Morgenarbeit in der Spanischen Hofreitschule
Es war still, aber nicht leise. Voller Disziplin lag die Arena vor uns – nicht angespannt, nicht hart, sondern getragen von einem unsichtbaren Respekt zwischen Mensch und Tier. Die Pferde – weiß wie Schnee, doch kraftvoll wie Stein – bewegten sich mit einer Würde, die nicht gelernt war, sondern gewachsen. Jahr für Jahr. Übung für Übung. Und die Reiter? Nicht stolz, nicht prahlend – sie waren Teil des Ganzen. Unsichtbar, wie gute Gedanken. Ich saß da, Liz neben mir, und wir sprachen nicht. Denn alles, was zählte, passierte da unten – im Schritt, im Takt, im Einklang zweier Wesen, die nicht gegeneinander, sondern miteinander waren. Ein Gymnastik, ja – aber für die Seele.
Michaelerkirche – ein Ort mit Fragen und zwischen Macht und Ohnmacht
Nach der Morgengymnastik besuchten wir die Michaelerkirche – eine schöne Seele, ein paar Jahrhunderte alt. Nach der Wiederöffnung nach dem Zweiten Weltkrieg stand eine Frage im Raum: Wie gedenken wir den Opfern von Dachau? Die Frage wurde gut gelöst. Und doch hinterlässt sie viele weitere Fragen. Die Stille dieser Kirche ist keine leere, sondern eine, die nachwirkt. Die zum Weiterdenken zwingt – leise, aber eindringlich.
Demel – auf Sisis Spuren
Dann wandelten wir auf Sisis Spuren und genossen den Aufenthalt im ersten Stock von Demel. Café Demel, erster Stock. Nicht laut, nicht still – einfach Wien. Der Löffel sinkt langsam in die Sacher Torte, die Schokolade glänzt, der Schlagrahm duftet leise nach Kindheit und Sonntag. Liz schaut hinaus, ich auf sie. Die Geräusche von unten klingen gedämpft herauf – Kaffee, Stimmen, Porzellan. Aber hier oben sind wir allein. Nicht wirklich, aber innerlich. Wir sprechen nicht viel. Denn das Erlebte von eben schwingt noch nach – wie ein Ton, den man nicht hört, aber spürt. Es ist einer dieser Momente, die keine Kamera braucht. Weil sie sich festsetzen, unter der Haut.
Stephansdom – Klang wie aus einer anderen Welt
Wir standen im Stephansdom, umgeben von Säulen, Licht und Geschichte. Und dann – Trompeten. Ein Orchester. Engelsgesang. Nicht laut, nicht theatralisch. Sondern rein. Zart. Wie Atem, der sich in Töne wandelt. Der ganze Dom wurde Klang. Nicht aus Technik, nicht aus Show – sondern aus Seele. Wir standen da, ohne Bewegung. Und für einen Moment war Wien nicht Wien, die Welt nicht die Welt. Es war einfach: Wunderbar.
Licht und Tiefe
Es sind die Lichter, die faszinieren. Draußen: die Fassade, hell, fast strahlend – vielleicht frisch renoviert, vielleicht nur vom Abendgold gewaschen. Ein Blick nach oben und man verliert sich. Doch innen – bleibt alles wie es war. Dunkel, ruhig, ursprünglich. Im Bild. Und in der Seele.
Sisi – und ich
Wir standen im Sissi-Museum. Die Kleider, die Spiegel, die Porträts – eine Welt aus Glanz und Pflicht. Aus Masken und Erwartungen. Und ich, als Schweizer, war da. Nicht aus Bewunderung. Nicht aus Nostalgie. Sondern weil es gut tut, über Grenzen zu schauen. Die Habsburger – ein System, gegen das wir uns aufgelehnt haben. Unsere Geschichte hat ihre eigene Würde. Und ich bin geprägt – nicht nur durch Bücher, sondern durch Filme, die mir eine Sisi zeigten, die mit der echten wenig zu tun hatte. Zu weichgezeichnet. Zu fern. Es ist nicht mein Ding. Aber hier zu stehen, und das alles zu sehen, macht klug. Denn verstehen heißt nicht zustimmen – es heißt: bereit sein, hinzusehen.
Kein Tag wie jeder andere
Es war kein Tag wie jeder andere. Und doch – vielleicht waren es gerade die gewöhnlichen Dinge, die ihn besonders machten. Ich fühlte mich hier mit ihr zu Hause. Es sind andere Menschen hier – Menschen, die nicht rennen, sondern spazieren. Ein Wiener sagte mir heute: „Hier in Wien wird nicht gerannt. Hier wird spaziert.“ Und ich glaube, das macht den Unterschied. Die Menschen sehen uns an, versuchen uns zu lesen – nicht neugierig, sondern achtsam. Vielleicht spüren sie: Hier geschieht etwas. Etwas, das nicht jeder versteht. Ein Schweizer – der versucht, Geschichte zu verstehen. Zu fühlen, was war, und was davon noch wahr ist.
Am Ende
Und das Resultat? Das lesen wir am Ende. Denn jede Geschichte kennt einen Wendepunkt. Auf Latein: *Finis*. So auch diese.
Aber nicht heute. Heute atmen wir noch gemeinsam. Was morgen ist, wird kommen. Vielleicht bald, vielleicht später. Und wenn sie sich trennen müssen, werden sie sich erinnern – an diesen Tag, an diesen Blick, an Wien. Und vielleicht – ist das genug.