Thailand – und mein Kopf atmet, „Ein Zimmer in Bangkok“

Bangkok hat auf niemanden gewartet – und auch nicht auf uns. Diese Stadt lebt im Chaos, im Fluss der Zeit, unbeeindruckt davon, wer kommt oder geht.

Wir kamen müde an, nach einer langen Fahrt durch die stickige Hitze, die sich selbst in den Nächten nicht verflüchtigt. Pierre hatte nur ein Zimmer organisiert.
Warum, wusste ich nicht. Aber ich vermutete, dass sein eigener Weg längst woandershin führte – vermutlich zu einer Geliebten. Das war Pierre. Immer ein Fuß im Abenteuer, ein Fuß in der Routine des Lebens.

Joanna und ich? Wir fanden uns in diesem Zimmer wieder, als wäre es selbstverständlich. Aber es war alles andere als normal.
Sie legte sich auf meine Seite des Bettes, schaute mich kurz an – ein Blick zwischen Müdigkeit und einem Hauch von Vertrautheit.

Dann lehnte sie sich an mich.
Nicht fordernd, nicht spielerisch. Eher wie jemand, der Schutz suchte.


Und doch war da etwas zwischen uns – ein Rest des Tages, der uns nicht losließ.

Es war das Essen, das uns zuvor auf dem Weg begleitet hatte.
Ein Straßenstand irgendwo im Gewirr der Gassen. Plastikstühle, Rauch vom Grill, Stimmen in der Luft.

„Es ist, wer isst“, hatte ich gesagt, und Joanna hatte mich nur irritiert angesehen.

Vielleicht war das Essen mehr als nur Nahrung. Vielleicht war es eine Verbindung zur Wahrheit.

Wir leben in einer Zeit, in der wir alles haben – aber nicht mehr wissen, woher es kommt.
Wir sitzen in französischen Bistros in Bangkok, bestellen Gerichte aus aller Welt, doch kennen die Geschichte dahinter nicht.
Das, was wir essen, sagt mehr über uns, als wir denken. Es zeigt uns, wer wir sind – oder wer wir sein wollen.


Und jetzt? Jetzt war ich hier, in einem Zimmer mit Joanna.
Ich liebte sie, aber sie neigte nicht nach Asien.
Nicht nach diesem Chaos, das mich immer wieder anzog. Vielleicht war sie zu klug, zu rational.

In der Nacht spürte ich ihre Nähe, und doch war sie fern.
Als ich wach lag, hörte ich ihren Atem, fragte mich, ob sie träumte.
Von Paris vielleicht, oder von der nächsten Geschichte, die sie schreiben wollte.

Ich aber träumte nicht.
Ich dachte nach.
Über uns, über die Wahrheit, die wir suchten – und ob ich sie verlieren würde, noch bevor ich sie richtig hatte.

Bangkok schlief nie. Und während draußen das Leben weiterlief, fragte ich mich:

Ist das, was wir suchen, wirklich die Wahrheit – oder nur ein Grund, nicht stillzustehen?