Meine Feder macht Platz für ein paar Gedanken

Ein paar Gedanken Heute zu damals nach meiner Rekrutenschule 1982

Rückblick auf eine vergangene Zeit

Es ist eigenartig. Ich lege die Feder, die eben noch über das Papier geflogen ist, beiseite und verliere mich in Gedanken. Vor mir liegt mein Tagebuch, geschrieben vor 40 Jahren, in einer Zeit, die gleichzeitig so fern und doch so nah erscheint. Es war eine schöne Zeit, das weiß ich, aber jetzt, 40 Jahre später, frage ich mich: Was wollte mir diese Zeit sagen? Was habe ich damals gesucht – und was gefunden?

Damals war ich gerade erst aus dem Militär entlassen worden, als ein Mann, der glaubte, für sein Vaterland ein „erwachsenes Zeugnis“ ablegen zu müssen. Ich war wild, ungestüm, voller Energie, und die Vorgesetzten wussten das. Einerseits schätzte man mich dafür, andererseits musste man mich führen, als wäre ich ein wildes Tier, das nicht gezähmt werden konnte. Doch eines war sicher: Ich erledigte meine Aufgaben immer mit Bravour.

Nach der Grundausbildung veränderte sich die Weltwirtschaft. Der Schweizer Bundesrat hatte uns damals gewarnt: Die Bedrohungen der Zukunft würden anders aussehen, als wir es gewohnt waren. „Es werden keine Panzer mehr an den Grenzen stehen“, sagten sie. „Stattdessen werden Menschen kommen, unscheinbar, die uns von innen bekämpfen werden.“

Rückblickend muss ich zugeben: Sie hatten recht. Doch damals verstanden wir es nicht wirklich. Wir wussten nicht, wie man mit dieser Art von Bedrohung umgehen sollte. Es gab keine klaren Psychologiekonzepte wie heute, keine Strategien, die in ein Schema passten. Wir waren einfach junge Männer, in Gruppen gesteckt, und man sagte uns: „Ihr seid jetzt die Anti-Terror-Einheit. Ihr bekämpft das Böse.“

Wir begannen mit sinnlosen Übungen, die nur langsam zu etwas führten, das man als Strategie bezeichnen konnte. Es ging darum, Aktionen und Gegenreaktionen zu testen. Und nach und nach wurden wir auf reale Probleme angesetzt: Menschen, die ins Ausland verschwanden und nicht zurückkehrten. Wanderer, die nie wieder auftauchten. All diese Aufgaben wuchsen uns über den Kopf, aber wir nahmen sie an – jung, unerfahren, aber voller Energie und Glaube.

Doch wenn ich heute zurückblicke, sehe ich, dass diese Probleme nicht gelöst wurden. Sie wurden einfach durch neue ersetzt. Jedes Jahr aufs Neue schuf die Welt ihre eigenen Herausforderungen, und die Menschheit musste sie ausbaden. Es erinnert mich an jemanden, der immer wieder die Hand auf eine heiße Herdplatte legt, obwohl man ihm sagt, dass es weh tut.

Ein Blick auf damals und heute

Diese Zeit war wunderschön, auch wenn sie voller Herausforderungen steckte. Wir hatten Ideale. Wir glaubten daran, dass die Welt besser werden könnte, wenn wir nur genug taten. Doch heute frage ich mich, ob die Welt überhaupt besser werden kann – oder ob sie mit jedem Versuch, sie zu verbessern, nur noch schlechter wird.

Es war eine Zeit ohne Handys, ohne Internet, ohne all die Technologien, die uns heute ständig umgeben. Computer waren damals etwas, das man nur aus Erzählungen kannte. Doch wir hatten Freiheit. Wir konnten uns austoben, ohne dass jemand ständig über uns wachte. Vielleicht wurden wir von manchen als Idioten abgestempelt – im positiven wie im negativen Sinne. Aber wir waren unbefangen, frei von Zwängen, und konnten Dinge ausprobieren, ohne ständig hinterfragt zu werden.

Was bleibt?

Wenn ich jetzt, 40 Jahre später, diese Zeilen schreibe, halte ich inne und denke nach: Was war das für eine Zeit? Es war eine Zeit des Wandels, des Lernens und des Wachsens. Aber vor allem war es eine Zeit, in der wir glaubten. Wir glaubten daran, dass unser Handeln etwas bewirken könnte, auch wenn wir die Konsequenzen nicht immer verstanden.

Heute, während ich diese Worte niederschreibe, frage ich mich, was all das bedeutet. Vielleicht ist es nicht wichtig, jede Antwort zu kennen. Vielleicht reicht es, die Geschichten weiterzugeben, die wir erlebt haben. Geschichten von einer Zeit, die anders war – schöner, einfacher, aber auch rauer. Geschichten, die uns daran erinnern, dass wir immer noch Menschen sind, egal wie sehr sich die Welt verändert.

Und während ich diesen letzten Satz schreibe, spüre ich, dass die Vergangenheit zwar vorbei ist, aber dennoch lebendig bleibt – in meinen Erinnerungen, meinen Gedanken und den Zeilen dieses Tagebuchs.

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