„Women in Red“ Teil 2″

Der Traum und das Brot

Tomas wachte mit einem eigenartigen Gefühl auf. Das erste Licht des Morgens drang durch die kleinen Fenster seines Wohnmobils und malte zarte Muster an die Wände. Er setzte sich langsam auf, rieb sich die Augen und versuchte, die Bilder in seinem Kopf zu ordnen.

In seinem Traum hatte er Stein auf Stein gelegt, mit Händen, die wie von allein arbeiteten. Es war ein kleiner Ofen, mitten auf der Klippe, und er hatte ein Brot darin gebacken – ein Brot, das nach Erde und Feuer duftete, als wäre es direkt aus der Natur geboren.

Als er sich umsah, bemerkte er den Duft. Nicht von seinem Traum, sondern von etwas Echtem. Sein Blick wanderte zum kleinen Tisch. Dort lag ein frisches Brot, golden gebacken, die Kruste perfekt, als hätte es gerade einen Holzofen verlassen.

„Anna?“ rief er, seine Stimme noch rau vom Schlaf.

Sie saß draußen auf der kleinen Bank vor dem Wohnmobil und drehte sich zu ihm um. „Guten Morgen! Du bist spät dran.“

Er trat hinaus, das Brot in der Hand. „Hast du das gemacht?“ fragte er, die Verwunderung in seiner Stimme unverkennbar.

Anna legte den Kopf schief und sah ihn mit einem frechen Lächeln an. „Ich? Tomas, ich hatte keine Hefe, keinen Ofen, und ehrlich gesagt, ich bin ziemlich sicher, dass ich keine magische Bäckerin bin.“

Er hielt inne, sah auf das Brot und dann auf die Klippen. „Ich habe davon geträumt,“ sagte er leise. „Ich habe davon geträumt, es zu backen. Und jetzt liegt es hier.“

Anna stand auf, kam näher und betrachtete das Brot. „Vielleicht hat dein Traum mehr Kraft, als du glaubst.“

Tomas lachte nervös, aber in seinem Inneren fühlte sich nichts davon wie ein Witz an. „Das ergibt keinen Sinn.“

Anna nahm ihm das Brot aus der Hand, brach ein Stück ab und reichte es ihm. „Vielleicht muss es das auch nicht. Probier es. Vielleicht schmeckt es ja nach Antworten.“

Er biss hinein, und der Geschmack war wie nichts, was er je erlebt hatte – vertraut und doch vollkommen neu. Ein Moment des Friedens durchströmte ihn, während Anna ihn aufmerksam beobachtete.

„Vielleicht,“ sagte sie schließlich, „ist das Brot nicht das Einzige, das hier oben aus einem Traum geboren wurde.“

Tomas blickte sie an, ihre Worte hingen in der Luft wie ein Rätsel, das er erst noch lösen musste.

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