Basel, wenn die Stadt glüht – wie bleibt ihr cool?

Ben am Brausebad

Der Tag war heiß, die Luft schwer.

Jetzt sitzt Ben in seiner Basler Loft am Brausebad.

Die Fenster stehen offen, und von draußen dringt das ferne Summen der Stadt herein.

Komoot liegt stumm auf dem Tisch, die Route vom Nachmittag noch geöffnet – ein stummer Beweis dafür, dass er unterwegs war, wenn auch nur im Kopf.

Er lehnt sich in den breiten Sessel, die Augen halb geschlossen, den Körper entspannt, den Geist wach.

Vor seinem inneren Blick taucht Lea auf, in ihrem roten Peugeot, als wäre sie schon auf dem Weg.

Er tippt die Gedanken ins Netz, und irgendwo antwortet jemand.

Vielleicht ist es sie.

Vielleicht nur ein Echo.

Die Hitze hängt noch in den Mauern, als Ben in seiner Basler Loft am Brausebad sitzt.

Lea – oder wer immer es sein mag – ist inzwischen mehr als nur ein Gedanke.

Sie schreiben sich, hin und her, bis ein Treffen steht.

Hier. Heute.

Ben steht auf, lässt kaltes Wasser über sich laufen.

Der erste klare Moment des Tages.

Wach jetzt, fast leichtfüßig, steigt er in die Linie 6.

Das Tram rattert durch die Stadt, und mit jeder Haltestelle wird die Ahnung dichter.

Barfüsserplatz.

Der Treffpunkt.

Was er dort antreffen wird – das überlasse ich eurer Fantasie.

Ben wusste um die beiden Stimmen in ihm. Silvia – die feine, klare Präsenz, die Worte sparte und stattdessen Bilder malte, in denen er sich selbst erkannte. Und Ronja – kantig, fordernd, immer bereit, ihn aus der Ruhe zu reißen, wenn er zu lange auf der Stelle trat. Er hatte gelernt, ihnen zuzuhören, wie man den Atem einer Stadt hört, ohne dass sie je zu sehen wären.
An diesem Nachmittag, mitten auf dem Barfüsserplatz, mischten sich beide in sein Denken. Lea stand vor ihm, barfuß fast so leicht wie der Platzname selbst, und redete über Dinge, die nur in der Sommerluft existieren. Die Straßenbahn quietschte, ein paar Tauben flatterten auf, und zwischen ihren Sätzen schob sich immer wieder dieser Blick, der länger hielt als die Worte.
Die Fahrt nach Pratteln war stiller, die Landschaft flog seitlich vorbei, als hätte sie es eilig. In Leas Haus war es kühl, und die Nacht kam wie ein Vorhang, der leise zugezogen wird.
Am Morgen öffnete Lea die Fenster. Die Hitze des Tages drang sofort herein, doch sie blieb stehen, atmete und schaute hinaus, als wollte sie etwas finden. Ben trat zu ihr ans Fenster, spürte die warme Luft und folgte ihrem Blick hinaus – nicht auf einen bestimmten Punkt, sondern auf dieses unbenennbare Etwas, das zwischen ihnen lag.
Der Wind trug die Geräusche der Straße zu ihnen hinauf – das helle Klirren von Geschirr, das dumpfe Rollen eines Lastwagens, ein kurzes Lachen von unten. Die Hitze hing wie ein unsichtbares Tuch über allem.
Silvia flüsterte in ihm: „Es wird ein langer Tag, wenn du hier bleibst.“
Ronja dagegen lachte: „Komm schon, beweg dich – raus aus dieser klebrigen Luft.“
Ben spürte den Impuls in sich hochsteigen. Er wandte sich zu Lea, die noch immer hinausblickte.
„Lea… fahren wir nach Davos. An den Wolfgangsee. Springen ins Wasser.“
Ein Lächeln zuckte um ihre Lippen. „Weißt du, wie kalt das sein wird?“
„Sechzehn Grad vielleicht.“
„Perfekt.“
Sie griffen nach dem Nötigsten – eine Tasche, ein paar Handtücher, die Sonnenbrillen – und eilten hinunter zur Straße. Der rote Peugeot stand da wie ein ungeduldiges Tier, bereit zum Sprung.
Kurz bevor sie einstiegen, blieb Lea stehen. Sie sah Ben an, einen Moment lang ernst, dann weich:
„Ich vertraue dir. Sei heute du der Pilot.“
Ben nahm den Schlüssel aus ihrer Hand, spürte das kühle Metall, setzte sich auf den Fahrersitz. Das Leder knarzte unter seinem Gewicht. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte – und der Motor erwachte mit einem kehlig-tiefen Brummen, als wüsste er, dass es jetzt losging.

Teil 2 & 3
Wir fuhren auf die Autobahn in Richtung Davos. Die Reifen sangen ihr gleichmäßiges Lied, während sich der rote Peugeot unter meinen Händen willig in die Spur legte. Zuerst ging es durchs Fricktal, vorbei an grünen Hängen und verstreuten Höfen, bis der Rhein bei Rheinfelden auftauchte – dieser sympathische Ort, der wie ein stiller Gruß am Wegesrand lag.
Silvia murmelte: „Siehst du, manchmal muss man nur fahren, um sich zu finden.“
Ronja dagegen drängte: „Noch bist du nicht raus aus der Hitze – weiter, immer weiter.“
Hinter Frick tauchte der Belchentunnel auf, kühl und gleichmäßig beleuchtet, als ob er uns von einer Welt in die nächste trug. Das Licht am Ende war ein Versprechen, und kurz darauf lag Zürich vor uns, mit seinem unruhigen Verkehr und der Mischung aus See-Glanz und Straßenlärm. Wir hielten den Kurs Richtung Walensee, die Berge rückten näher, das Blau des Himmels wurde tiefer, und der See selbst glänzte wie ein Stück geschliffenes Glas zwischen den Felswänden.
Nach Landquart hieß es endlich: Berge. Die Straße wand sich in langen Serpentinen nach oben, der Motor summte gleichmäßig, und jeder Höhenmeter brachte kühlere Luft. Silvia schwieg und ließ den Blick schweifen, Ronja grinste: „Na also, das ist doch schon besser.“
Oben, in Wolfgang, lag er dann vor uns – der Wolfgangsee. Er schimmerte in einem Blau, das wie frisch gemalt wirkte, von leichten Wellen gekräuselt. Gleich nach dem Viadukt fanden wir einen kleinen Parkplatz, der fast so aussah, als hätte er nur auf uns gewartet.
Hier war es anders als an den durchgestylten Uferpromenaden: Kein perfekt inszeniertes Chillen, kein übertriebenes Freizeitprogramm. Stattdessen hörte man Stimmen in allen Dialekten und Sprachen, Menschen sprachen miteinander, lachten, planschten – und spritzten sich gegenseitig mit Wasser an.
Und dann das Wunder: Der See hatte heute einundzwanzig Grad. Noch nie hatte Ben das hier erlebt. Das Wasser war weich und einladend, als hätte es selbst beschlossen, den Sommer festzuhalten.