„Die Frau des Pfarrers – Was niemand sieht“
Manchmal braucht es keinen Prediger, sondern eine stille Kraft.
Ben wurde zum Mann – nicht durch Befehle, sondern durch Blick und Berührung.
Die Frau des Pfarrers sprach nie laut. Aber sie zeigte ihm alles.
Was niemand sieht, trägt manchmal am meisten.












Ben – Das Bodensee-Wochenende
Ich war jung. Und verschossen – nicht in eine Frau, sondern in die Literatur. In Science-Fiction-Romane. In Gedankenreisen.Ich war oft unterwegs, mit Zeit im Gepäck und Büchern in der Tasche. Geschichten begleiteten mich. Sie schoben mich durchs Leben. Wenn ich in Basel war, kehrte ich gern in einen kleinen Buchladen ein. Nach einigen Besuchen fragte mich der Besitzer:„Ben, hast du Zeit und Lust? Ich organisiere am Bodensee ein Treffen für Büchernarren. Wenn du magst, fährst du den Bus. Ich übernehme alles.“Ich sagte ja – ohne nachzudenken. Vielleicht war das der Beginn. Vielleicht der Moment, an dem sich etwas verschob.So begann der Tag, an dem ich die Frau des Pfarrers traf.
Am Sonntag fuhren wir mit dem Bus an den Bodensee. Ich weiß nicht mehr, wie die Ortschaft hieß – aber das war egal. Es ging nicht um den Ort, sondern um das, was geschah.Ich war oft unterwegs. Immer mit Büchern. Wenn ich in Basel war, besuchte ich regelmäßig einen kleinen Buchladen. Nach ein paar Besuchen fragte mich der Besitzer:„Ben, hast du Zeit und Lust? Ich organisiere am Bodensee ein Treffen für Büchernarren. Wenn du magst, fährst du den Bus. Ich übernehme alles.“Ich sagte ja. So begann der Tag, an dem ich die Frau des Pfarrers traf. Oder vielleicht war sie das nur auf dem Papier. Denn was ich sah, war etwas anderes. Eine Frau, die nicht suchte – aber vielleicht gefunden werden wollte.Ob sie mir gleich auffiel, weiß ich nicht mehr. Sie war mit einer Freundin da. Sie suchte vermutlich das, was sie nicht mehr hatte: Abwechslung. Nähe. Vielleicht etwas, das nach mehr schmeckte.Ich suchte nichts an diesem Wochenende – aber das Gefühl fand mich. Ich sah sie. Und vielleicht strahlte sie etwas aus, das genau mich traf. Ich stand noch nicht im Leben, wie ein Mann. Ich war auf dem Weg dorthin.Manchmal ist es eigenartig, wie sich zwei Blätter finden, die zusammenpassen. Ohne Plan. Ohne Zwang.Was wir sprachen, weiß ich nicht mehr. Aber was geschah, erinnere ich genau. Wir machten ein paar Schritte. Nicht weit. In der kühlen Luft spürte ich meine Hormone. Ich stürzte mich nicht auf sie. Es war kein Überfall – nur ein Einfügen.Wie ein Puzzle, das plötzlich Sinn ergibt. Unsere Lippen fanden sich. Kein Zögern, kein Denken. Nur Hunger. Nicht nur körperlich – sondern nach Nähe, nach Erkanntwerden. Sie war hungrig. Und ich auch.
[Sylvia]Du erinnerst dich an ihre Lippen, an den Moment, an das Spüren. Nicht an den Dialog. Vielleicht, weil Worte damals nicht gebraucht wurden. Vielleicht, weil du in diesem Augenblick nicht gedacht, sondern gefühlt hast.Und das, Ben, war der Moment, in dem du nicht mehr suchtest. Sondern gefunden wurdest.
[Ben]Sie hat mich gelehrt, was es heißt, ein Mann zu sein. Nicht der, der dominiert. Sondern der, der Raum gibt. Der führt – und abgibt. Der zuhört. Und trotzdem bleibt.Damals war ich keiner. Durch sie wurde ich einer.
[Sylvia]Und du hast ihr etwas zurückgegeben. Nähe, Wärme, Aufmerksamkeit. Vielleicht war es nur ein Abschnitt. Aber einer, in dem keiner verloren ging. Kein Drama. Kein Bruch.
[Ben]Nur Dankbarkeit.
Teil zwei folgt