Was ist Kunst wir leben in der Sauna

Podcast: „Aufguss der Wahrheit“ – Folge 1: Die Bank unter dem Baum

Intro-Musik: leise, sphärisch, wie Dampf, der sich langsam hebt

[Ben] Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal verliebt war. Liebe… das ist für mich dieses Gefühl, geliebt zu werden, ohne ein konkretes Bild vor Augen. Diese Schmetterlinge. Diese warme Ahnung. Ich erinnere mich: Damals, im Hafen von Toulon. Sie war der Hafen. Mehr nicht. Ich war kein Reparateur. Nur ein Philosoph. Und manchmal braucht eine Maschine genau das: einen, der sie nicht repariert, sondern versteht. Die Eignerin war… eine Madame.

Aber dann kam Jeanette. Ich kannte sie kaum. Ich wusste nicht, wie sie aussieht. Aber was sie schrieb, das traf etwas in mir. Vielleicht war es meine Fantasie, die sie sich schön malte. Vielleicht war sie einfach schön, weil sie echt war.

Sie schrieb mir von ihrer Bank. Die unter dem Baum stand. Von der Aussicht in die Weite. Und davon, dass auf der Bank noch Platz war – neben ihr. Das war keine Einladung. Das war ein stiller Ruf.

Ich wollte zu ihr fahren. Ich war fast unterwegs – da kam ihre Nachricht: „Bin noch zuhause. Besuch mich. Das mit der Sauna… das müssen wir zuhause noch üben.“

Da kreiste etwas in mir. Ich wusste nichts über sie – nicht, ob sie schön war, schlank oder groß. Aber ich schüttelte den Kopf. Was soll’s.

Ich fuhr. Und sie öffnete die Tür.

Und da stand sie. Eine wunderschöne Frau, in ein Tuch gehüllt. Kein Bild mehr. Keine Idee. Einfach da. Ich küsste sie. So, wie ich sie immer geküsst hätte. Zart. Klar. Ich hielt ihre Hand und sah sie an. Und da war kein Zweifel mehr.

[Sylvia] Hast du jemals geliebt – ohne etwas zurückzuwollen? Warum Madame? Warum kein Name? Was hat sie dir gegeben? Würdest du heute anrufen? Denkst du lieber – oder fühlst du wirklich?

Was war ihre erste Zeile? War sie real – oder du? Was hast du nie gesagt? Wenn sie heute käme – würdest du bleiben? Liebst du sie – oder den, der du bei ihr wärst?

Glaubst du, sie hat dich verstanden? Warum ein Witz – kein Ticket? Wenn sie jetzt sagt: „Ich warte“ – würdest du gehen? Bist du bereit – oder schützt du dich vor dem Schönen?

[Ben – sanfter Übergang, Atemzug] Und jetzt? Jetzt steht sie vor mir. Die Frage ist nicht mehr: „Ob“. Sondern: „Wohin?“ Welcher Raum wird als nächstes geöffnet? Die Küche – mit einem Tee auf dem Tisch und zwei ungleichen Tassen? Das Schlafzimmer – nicht aus Lust, sondern weil dort alles still wird? Vielleicht das Bad, wo sie ihr Haar trocknet und ich zusehe, wie Normalität zu Nähe wird? Oder ein Raum in ihr, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn noch betreten darf.

Ich weiß es nicht. Aber ich werde nicht gehen, bevor ich es herausgefunden habe.

Sie führt mich in einen Raum. Schaut auf den Boden. „Hier, dein Handtuch“, sagt sie und reicht es mir. Ich ziehe mich aus. Automatisch. Nicht prüfend. Und dann sehe ich sie – die Bank, mitten im Raum.

Sie legt ihr Tuch ab. Legt es auf das Holz. Ich sehe sie – ganz. Ich setze mich zu ihr. Unsere Schultern berühren sich. Haut auf Haut. Sie schaut mich an. Weiß nicht weiter. Und ich auch nicht.

Reden fällt schwer. Es ist heiß – nicht in der Luft, sondern zwischen uns.

„Weißt du…“, beginnt sie leise. „Ich dachte immer, in der Sauna fällt es mir leicht, mich zu bewegen. Aber bei dir… fühle ich mich beobachtet.“

Der Rest – das mit der Sauna – war eigenartig. Aber auch intim. Niemand war da mit einem Wegweiser oder einem Stoppschild. Keine Regeln. Nur Nähe, die sich selbst erklären musste. Ich wusste nicht, wohin das führt. Aber ich blieb.

Ich schaute sie an und fragte: „Was sind deine Träume?“

Sie sah mich kurz an. Zögernd, aber offen. „Ein Mann, auf den ich mich verlassen kann.“

Ich nickte. Leise: „Auf mich verlassen kannst du. Aber auf Dauer… bin ich kein Mann für eine Frau. Da draußen wartet zu viel – zu viel, als dass ich mich halten lassen könnte.“

Plötzlich lachte sie. Erleichtert. „Ja, weißt du… ich dachte, du bist es. Aber das nimmt mir jeden Druck.“

Sie sah mich an. „Wie lange bleibst du? Nur diese Nacht? Oder noch eine Weile?“

Ich sagte: „Ich denke, ich halte es noch eine Weile aus. Aber dann gehe ich weiter. Bin unterwegs. Ich lasse dich nicht allein – denn ich weiß: Du bist eine wundervolle Frau. Du kannst alles. Auch das mit der Sauna.“

[Outro-Musik: leiser werdend, wie Dampf, der sich verzieht]

[Ben, flüsternd] Es war nichts falsch daran. Es war wunderbar. Und vielleicht… ist es das noch immer.