„Die Ex-Frau des Pfarrers“



(Erster Abend – Literarische Szene)
Ich erinnere mich an den ersten Abend, als wär’s gestern gewesen.
Ich stand mit einer Flasche Champagner in der einen Hand und fünf roten Rosen in der anderen vor ihrer Tür. Keine Show. Kein billiges Symbol. Einfach ein Danke – für die Einladung, für die Offenheit, für etwas, das ich noch nicht greifen konnte, aber schon spürte.
Sie öffnete die Tür, barfuß, im dunklen Kleid, das knapp über dem Knie endete. Ihre Haare locker, ihr Blick ruhig. Als hätte sie genau gewusst, dass ich komme.
Sie nahm die Rosen, stellte sie wortlos in eine alte Vase. Der Champagner verschwand in ihrer Küche, aber sie sagte noch immer nichts. Nur dieses Lächeln – leicht, fast müde, aber voller Wissen.
Ich setzte mich aufs Sofa, spürte mein eigenes Herz schlagen, wie zu laut für den Raum. Und dann kam sie.
Ohne Vorankündigung, ohne Erklärung.
Sie setzte sich auf meine Hüften.
Nicht hastig. Nicht zögernd.
Einfach so.
Als gehöre ihr dieser Platz schon immer.
Ihre Hände an meinen Schultern, ihre Augen auf meinen Lippen.
Ich drehte fast durch. Nicht weil ich überrascht war – sondern weil es sich so richtig anfühlte. So selbstverständlich.
Ich fühlte ihren Körper, ihr Gewicht, ihre Wärme. Ihre Hüften, die sich langsam bewegten, als würde sie mir etwas sagen, das man nicht aussprechen kann.
Sie war nicht irgendeine Frau. Sie war die Ex-Frau des Pfarrers.
Und vielleicht war genau das der Punkt.
Sie trug Geschichte in sich. Eine Vergangenheit, die ich nicht kannte, aber spüren konnte.
Da war kein Spiel in ihr. Keine Maske. Nur ein Begehren, das sich wie ein Strom durch ihre Bewegungen zog.
Wir küssten uns nicht sofort. Wir sahen uns erst lange an. Und in diesem Blick war alles: Neugier, Macht, Freiheit. Und ein kleines, feines Zittern, das sich zwischen unseren Körpern spannte.
Ich denke oft an sie.
An diesen Abend.
An das erste Mal, wie sie auf mir saß und ich nicht wusste, ob ich sie halten oder mich ihr hingeben sollte.
Sie hat mich geprägt. Nicht nur körperlich.
Sie hat mir gezeigt, dass Nähe manchmal ganz leise beginnt – und dann mit voller Kraft durch dich hindurchfährt.