
Ben sah sie an. Direkt. Unausweichlich.
Und da war es.
Keine Erinnerung. Keine Ahnung, kein Warum. Nur dieses Wissen, das nicht aus Gedanken entstand, sondern aus etwas Tieferem.
Er kannte sie.
Nicht, weil er je von ihr geträumt hatte – sondern weil Träume die Wahrheit sind.
Doch woher kommt diese Wahrheit? Wer legt sie in uns?
Ben wusste es nicht. Er hatte nie danach gefragt.
Er war kein Mann, der nach Zeichen suchte. Er war einfach. Und die Wahrheit war einfach da.
Also sagte er nur:
„Komm mit mir. Geh mit mir in den Regen.“
Seine Stimme ruhig, aber fest. Kein Zögern. Keine Frage.
„Ich bringe dich sicher ans Ziel. Das garantiere ich dir.“
Lara zögerte einen Moment, dann stand sie auf.
Draußen wartete der Regen, schwer und dicht, aber das war nicht wichtig.
Sie wusste, wohin.
Ohne nachzudenken, lenkte sie ihre Schritte zum Ausgang, durch das warme Licht des Cafés hinaus in die Nacht. Der direkte Weg zur Tiefgarage – instinktiv gewählt, ohne Absicht.
Ben folgte ihr. Kein Wort. Keine Frage.
Er war da.
Und das war es, was zählte.
Zuerst hatte es wie eine Schmeichelei gewirkt, dass er kam. Dass er nicht nur schrieb, sondern erschien. Dass er seine Worte mit Taten füllte.
Doch jetzt war es mehr als das.
Denn während sie durch den Regen gingen, spürte Lara etwas.
Etwas, das sie noch nicht benennen konnte.
Die ersten 100 Meter.
Nicht bedeutungslos, nicht zufällig – sondern die Essenz von allem, was noch kommen konnte.
Ben dachte nicht darüber nach, aber er spürte es.
Diese ersten Meter entschieden alles.
Das Puppenmuseum glitt an ihnen vorbei, ohne dass es existierte.
Denn was zählte, war nicht die Stadt um sie herum.
Es war nicht der Regen, nicht das Licht in den Fenstern, nicht die Nacht, die über ihnen lag.
Es war dieses Gefühl.
Und Ben wusste: Wenn es sich jetzt richtig anfühlte, dann war es das auch.
Denn Wahrheit braucht keinen Beweis. Sie ist einfach da.
100 Meter.
Und sie liefen weiter.
Der Blick wich nicht nach links zu den Kinos.
Nicht nach rechts zu den Bars.
Die Stadt war da – voller Lichter, voller Stimmen, voller Leben.
Aber nicht für sie.
Es war, als würden sie über eine unsichtbare Bühne gehen.
Ein gefühltes Schaulaufen.
In Gedanken applaudierte die Menge.
Als wüsste sie, dass dies ein Moment war, der gesehen werden musste.
Ein Kinofilm, der alles füllen würde.
Die Kassen. Die Sitze. Die Herzen.
Doch das hier war kein Film.
Es war echt.
Und genau deshalb war es noch größer.