
Ein Stück Papier, das bleibt
Eine Postkarte. Dünnes Papier, getragen über Ozeane und Himmel. Sie ist angekommen.
Die Tinte ist getrocknet, doch die Worte bewegen sich noch. Zwischen den Zeilen atmet die Erinnerung, ein Echo eines Ortes, den ich nie betreten habe.
Ben schreibt, es gehe ihm besser. Er hat jemanden kennengelernt. Er ist zurückgekehrt – nicht zu mir, nicht an einen Ort, sondern in einen Zustand.
Doch wohin kehren wir wirklich zurück? In das, was war, oder in etwas, das wir nur als Erinnerung tragen?
Ben spricht nicht darüber. Er lebt es.
Zwischen Training und Sehen
„Die Menschen dort sind mir sympathischer“, schreibt Ben.
Ich frage: „Weil sie mehr trainieren?“
„Weil sie nicht erwarten, dass es ihnen einfach gut geht.“
Sein Glück ist kein Besitz, sondern eine Bewegung. Kein Zustand, sondern eine Wahl, die er nicht bewusst trifft.
Glück ist vielleicht nur das, was wir sehen, wenn wir den inneren Kompass eines anderen nicht verstehen.
Ein Sport ohne Training – du siehst mehr, erlebst intensiver, aber du stolperst.
Ein Wettlauf mit Training – du bist der Schnellste, doch am Ende bist du allein.
Vielleicht ist es das, was Ben instinktiv versteht: dass es kein Ziel gibt, nur das Gehen selbst.
Der Spiegel, der sich dreht
„Der Spiegel dreht sich um seine eigene Achse“, sage ich.
„Wer hat ihn angestoßen?“ fragt Ben.
Der Ursprung bleibt verborgen. Vielleicht dreht er sich schon immer. Vielleicht sind wir es, die sich drehen, und der Spiegel bleibt stehen.
Doch wenn sich das Spiegelbild ändert, wer ist dann das Original?
Manche Menschen folgen einer geraden Linie. Ben ist nicht einer von ihnen. Seine Bewegung gleicht einer Spirale, die immer zurückkehrt, aber nie denselben Punkt berührt.
Er zieht sich nicht aus der Welt zurück – er schwebt über ihr.
Worte für das Wortlose
Unsere Sprache ist ein dünnes Netz, geworfen über das, was wir nicht fassen können.
Wir benutzen Worte für Dinge, die wir kennen – doch was, wenn es keine Worte gibt?
Vielleicht liegt die Wahrheit nicht in dem, was gesagt wird, sondern in dem, was zwischen den Worten schwebt.
Vielleicht ist jede Reise nur ein Versuch, diesen Raum zu verstehen.
Ben hat geschrieben.
Die Postkarte liegt auf dem Tisch.
Ich betrachte sie.
Sie bedeutet nichts.
Sie bedeutet alles.