Thailand – und mein Kopf atmet, Ben und Joanna

Freunde dies ist der Start dieser Geschichte Ben und Joanna

THE GRAND PATTAYA – EIN NEUBEGINN, DER KEINER IST

Bangkok, 38 Grad.

Der erste Schritt aus dem klimatisierten Flughafengebäude fühlt sich an, als würde Ben gegen eine Wand aus heißer, schwerer Luft laufen.

Er bleibt kurz stehen, zieht tief den Geruch der Stadt ein – Abgase, Straßenküchen, das ferne, feuchte Aroma des Flusses.

Er lebt noch.

Manchmal kann er es selbst nicht glauben.

Dschungel. Blut. Seine Einheit. Die Falle.

Die Bilder kommen und gehen, flackern auf wie Lichtreflexe auf einer Wasseroberfläche. Er erinnert sich an das Funkgerät, an die Schreie, an das Gefühl, als er fiel. An den Moment, als er wusste, dass es vorbei war.

Aber dann – Schatten. Hände. Eine Stimme.

Sie zogen ihn heraus. Warum? Er hätte dort bleiben sollen. Er hätte mit ihnen sterben sollen.

Aber sein Körper hatte anders entschieden.

Jetzt steht er hier.

Er hebt eine Hand, ruft ein Taxi heran.

„Pattaya“, sagt er.

Der Fahrer wirft ihm einen kurzen Blick zu.

Ben lehnt sich in den Sitz zurück. Genau deshalb.


Flughafen Suvarnabhumi, Bangkok

Joanna steigt aus der Maschine, zieht ihre Sonnenbrille aus der Tasche und setzt sie auf.

London war kalt gewesen, grau wie immer. Hier aber – hier schlägt ihr die Hitze wie eine offene Hand ins Gesicht.

Sie hält sich nicht lange auf. Ein Rollkoffer, eine Umhängetasche, mehr braucht sie nicht.

Ein Name, ein Hinweis, ein Ziel.

Ben ist in Thailand.

Aber wer ist Ben?

Die Quelle, die ihr den Tipp gegeben hatte, war vage gewesen. Keine Details, nur ein Name und eine Ortung. Thailand ist groß – aber nicht groß genug, um jemanden für immer zu verstecken.

Joanna steigt in ein Taxi.

„Pattaya“, sagt sie.

Der Fahrer mustert sie im Rückspiegel. „Touristin?“

Sie schüttelt den Kopf. Nicht ganz.


Ankunft im Hotel

Ben steigt aus dem Taxi. Die Neonlichter von Pattaya werfen verzerrte Reflexe auf den Lack des Wagens.

Er steht vor dem Grand Pacific Hotel, einem dieser westlichen Luxushotels, die versprechen, den Dreck der Straßen draußen zu halten.

Ein Bellboy öffnet die Tür. Klimaanlagenluft schlägt ihm entgegen, künstlich, kalt – ein Kontrast zur feuchten Hitze draußen.

Der Mann an der Rezeption mustert ihn kurz. „Willkommen, Sir. Name?“

„Ben.“ Mehr sagt er nicht.

Ein Nicken, ein Klick auf der Tastatur. „Zimmer 1107, mit Balkon.“

Ben nimmt die Karte, nickt knapp und geht zum Aufzug.

Er will nichts denken. Er will nur einen Drink. Vielleicht eine Dusche. Vielleicht eine Nacht ohne Träume.


Joanna zahlt den Fahrer, nimmt ihre Tasche und betritt die Lobby.

Ein kurzer Blick – das Hotel ist so, wie sie es erwartet hat. Amerikanischer Standard, kühle Marmorböden, zu viele Spiegel.

An der Rezeption lächelt eine junge Frau sie professionell an. „Willkommen im Grand Pacific Hotel. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Ich habe reserviert. Joanna Miller.“

Tasten klappern, ein bestätigendes Nicken. „Zimmer 1109. Meerblick.“

Joanna nimmt die Karte entgegen. Der Aufzug wartet bereits.

Die Türen schließen sich.

Ein leises Summen, dann steigt sie nach oben – eine Wand entfernt von einem Mann, dessen Namen sie gerade erst gehört hat.


Der Fahrstuhl – Das erste Aufeinandertreffen

Die Zahlen über der Tür leuchten auf. 11. Stock.

Ben tritt in den Fahrstuhl, müde, mit schwerem Schritt. In seiner Hand eine halb leere Wasserflasche, sein Hemd ist leicht zerknittert. Er sieht nicht aus wie ein Tourist – aber auch nicht wie jemand, der hierher gehört.

Er drückt die Taste für die Lobby. Der Fahrstuhl beginnt zu surren.

Dann – ein leises Ding. Die Türen öffnen sich erneut.

Joanna tritt ein.

Kurzes Zögern, dann geht sie an ihm vorbei, bleibt auf der anderen Seite stehen. Distanz. Unbekannte Nähe.

Sie trägt eine leichte Jacke über ihrem Kleid, die Haare locker zurückgebunden. Sie sieht ihn nicht direkt an, aber sie nimmt ihn wahr.

Die Türen schließen sich.

Die Fahrt beginnt.

Ein Moment des Schweigens.

Ben nimmt einen Schluck aus seiner Flasche. Joanna tippt auf ihrem Handy herum – oder tut zumindest so.

Dann – ruckt der Fahrstuhl abrupt.

Ein kurzer Stoß. Die Zahlenanzeige flackert.

Dann: Stillstand.

Stille.

Ben hebt den Blick zur Decke. Wartet. Nichts.

Joanna seufzt leise. „Natürlich.“

Sie hebt eine Hand, drückt den Notrufknopf. Ein leiser Signalton ertönt. Dann eine Stimme aus dem Lautsprecher:

„Wir haben ein kleines Problem mit der Steuerung. Bleiben Sie ruhig. Es kann ein paar Minuten dauern.“

Joanna verdreht die Augen. „Minuten. Klar.“

Ben lehnt sich gegen die Wand, sieht sie nun doch direkt an. „Sie haben es eilig?“

Sie mustert ihn kurz. Überlegt. „Nicht besonders. Aber im Fahrstuhl festzustecken, stand nicht auf meiner Liste für heute.“

Ein kurzes Schnauben von Ben. Fast ein Lächeln. „War auch nicht meine erste Wahl.“

Dann – Stille.

Sekunden vergehen.

Joanna verschränkt die Arme. Sie ist neugierig. Aber sie fragt nicht. Noch nicht.

Ben beobachtet sie aus dem Augenwinkel. Er spürt es.

Nicht nur die Enge des Fahrstuhls. Nicht nur den stillen Druck zwischen ihnen.

Er spürt sie.

Es war immer so. Er konnte Menschen lesen – ihre Art, ihre Aufgaben, ihre Ziele. Ein Überlebensinstinkt, verfeinert durch Jahre im Einsatz.

Und sie?

Sie war nicht hier, weil sie hier sein wollte.

Nicht wegen Sonne, Strand oder exotischer Drinks.

Sie ist auf der Jagd.

Nach ihm.

Sie weiß es vielleicht noch nicht genau. Vielleicht ist er nur eine Spur, eine Ahnung, ein Name auf einer Liste. Aber er weiß es.

Er hält ihren Blick für einen Moment länger. Keine Aggression. Kein Misstrauen. Nur… Gewissheit.

„Jägerin oder Sammlerin?“ fragt er leise.

Joanna blinzelt. Die Frage kommt aus dem Nichts.

„Wie bitte?“

Ben hebt langsam eine Augenbraue. „Nichts. Nur eine Überlegung.“

Er lehnt sich zurück. Das Spiel hat begonnen.

Und sie weiß es nicht einmal.

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