Thailand – und mein Kopf atmet, zu Spicy – Joanna liegt flach. Ben kommt zum Krankenbesuch.

Ben & Joanna – Zwischen Orten, Gedanken und Gefühlen

Ben stand vor der Tür von Joannas Hotelzimmer, ein Blumenstrauß in der Hand, ein Grinsen im Gesicht. Er klopfte zweimal, dann lehnte er sich entspannt gegen den Türrahmen. Er wusste, dass sie da war.

Im Inneren des Zimmers saß Joanna in einem bequemen Sessel, ihr Hausdress locker über die Schultern geworfen. Sie hatte von ihm geträumt. Ein merkwürdiger Traum – Ben in einem alten Militärjeep, irgendwo zwischen den Bergen, ein Feldwebel an seiner Seite, der sie an einen Ort brachte, an den Ben nie offiziell gehörte. Sie wusste nicht, warum dieser Traum jetzt kam. Aber als das Klopfen an der Tür erklang, war ihr plötzlich klar: Ben war nicht nur eine Erinnerung oder ein Gedanke. Er war hier.

Sie atmete tief durch, ließ die Hand kurz auf der Türklinke ruhen. Dann öffnete sie.

Da stand er – so selbstverständlich, als hätte sie ihn erwartet. „Hallo, Joanna. Dachte, ich bringe dir was Schönes. Wie geht’s dir? Brauchst du was? Magst du plaudern?“

Sie musterte ihn skeptisch. „Du kommst also einfach vorbei, um zu plaudern?“

Ben grinste, trat einen Schritt näher. „Warum nicht? Manchmal ist ein Gespräch alles, was zählt.“

Sie wusste, dass er lügen konnte, wenn er musste, aber sie wusste auch, dass er es in Momenten wie diesem nicht tat. Also trat sie einen Schritt zur Seite. „Komm rein, Ben. Aber ich weiß jetzt schon, dass du mir nicht sagen wirst, warum du wirklich hier bist.“

„Natürlich nicht.“

Ben ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war ordentlich, aber trotzdem spürte er eine gewisse Unruhe. Er trat zum Tisch, rückte ein paar Dinge gerade, ohne nachzudenken. „Darf ich ein wenig Ordnung schaffen? Du hast ja alles auf dem Laptop, weiß ich.“

Joanna hob eine Augenbraue. „Seit wann interessiert dich Ordnung?“

„Ordnung ist relativ. Aber ich dachte, vielleicht kannst du ein bisschen Klarheit gebrauchen.“

Sie seufzte, ließ sich auf die Sessellehne sinken. „Klarheit? Klingt fast philosophisch.“

„Nur fast?“

Sie schüttelte leicht den Kopf und beobachtete ihn, während er mit scheinbarer Belanglosigkeit durch den Raum wanderte. Doch dann hielt er inne, drehte sich zu ihr um.

„Weißt du, Joanna, du hast mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Sie blinzelte. „Ach ja? Wie das?“

Ben zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm selbst ein Rätsel. „Ich setzte mich in einen Jet, der herumstand, und flog einen Militärflughafen in Thailand an. Habe da die Richtung verdreht. Wollte in den Norden, landete aber hier. Vielleicht wegen dir.“

Sie betrachtete ihn für einen Moment schweigend, dann schüttelte sie den Kopf und lachte leise. „Ben, du hast nie eine Richtung verdreht. Du landest immer genau da, wo du sein willst.“

Er grinste leicht. „Das eine schließt das andere nicht aus.“

Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme. „Also, was willst du wirklich, Ben?“

Er sah sie an, diesmal ohne sein übliches Lächeln, ohne den typischen Witz in den Augen. „Ich weiß es nicht genau. Aber eins irritiert mich: Normalerweise kehre ich nie zweimal an denselben Ort zurück. Dank dir mache ich das.“

Sie spürte, dass er etwas sagen wollte, das er selbst noch nicht ganz verstand. „Ist mein Instinkt schuld? Oder anders gefragt: Habe ich jemals Schuld auf mich geladen?“

Joanna musterte ihn. „Schuld ist eine Frage der Perspektive. Die einen nennen es Schuld, die anderen nennen es einfach eine Entscheidung.“

Ben lachte leise. „Das ist so eine klassische Joanna-Antwort. Keine klaren Ja- oder Nein-Worte, nur Gedanken, die mich dazu bringen, selbst weiterzudenken.“

„Vielleicht ist das genau das, was du brauchst.“

Ben schwieg einen Moment, dann nickte er langsam. „Vielleicht.“

Sie saßen eine Weile in Stille, eine Stille, die nicht unangenehm war. Dann, fast beiläufig, sagte er:

„Du bist krank, Joanna. Wenn ich was für dich tun kann, lass es mich wissen. Kenne keinen hier, aber ein Telefon genügt, wenn du was brauchst.“

Sie sah ihn an, ein wenig überrascht, dass er es so direkt aussprach. Doch sie kannte Ben. Er sah Dinge, die andere übersahen.

„Ich brauche nichts, Ben.“

Er grinste schief. „Sicher?“

„Ja.“

Er nickte langsam, als ob er akzeptieren würde, was sie sagte – aber nicht unbedingt glaubte, dass es auch stimmte.

„Gut. Aber falls doch – du weißt, wo du mich findest.“

Er drehte sich halb zur Tür, hielt dann aber inne, sah sie noch einmal an.

„Und Joanna?“

„Hm?“

„Du bist nicht so gut darin, stark zu spielen, wie du denkst.“

Dann war er weg.

Joanna blieb sitzen, spürte die Worte noch nachhallen. Dann vibrierte ihr Handy. Eine Nachricht von Ben.

„Dieses Land ist eigenartig. Es macht meinen Kopf frei. Ich denke. Ich fühle. Und ich denke … ich bin so etwas wie verliebt.“

Sie las die Nachricht zweimal. War es das Land, von dem er sprach? Oder etwas anderes? Oder jemand?

Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann tippte sie eine knappe Antwort zurück:

„Tja, Ben. Vielleicht schließt das eine das andere nicht aus.“