Thailand – und mein Kopf atmet, die Insel

Die Einladung zur Bootsfahrt – Ein Kontrollverlust für Joanna

Die Einladung zur Bootsfahrt – sie kam unerwartet.

Joanna war es gewohnt, die Beobachterin zu sein.
Außen vor. In sicherer Distanz zur Handlung.

Doch plötzlich war sie nicht mehr nur diejenige, die Fragen stellte.
Ben hatte sie mitten in das Geschehen gezogen.

Es überraschte sie. Vielleicht überforderte es sie sogar.

Sie bedankte sich höflich, wollte sich Bedenkzeit nehmen – und Ben ließ ihr diese Zeit.
Er zwang sie nicht, drängte nicht nach einer Antwort.

Sie stieß mit ihm an, hob ihr Glas, sagte „Danke“ für das Angebot.
Aber in Wirklichkeit wollte sie nur eines: Weg.

Weg von dieser Entscheidung.

Ein Leben lang hatte sie entschieden, was zu tun war.
Sie plante, kontrollierte, zog die Fäden.

Und jetzt?

Jetzt kam Ben – mit seiner lässigen Art, mit dieser fast beiläufigen Einladung.
Und plötzlich hatte sie die Handlung nicht mehr in der Hand.

Das war es, was sie wirklich störte. Nicht die Bootsfahrt.
Sondern das Gefühl, dass jemand anders das Steuer übernahm.


Ben – Gleichgültig oder berechnend?

Und Ben?

Ihm war es einerlei.

Er suchte Unterhaltung. Vielleicht.
Oder war er so abgebrüht, dass ihn nichts mehr wirklich berührte?

War er einer, den nichts anhaben konnte?
Oder war er ein Parasit, der sich das Wissen von Joanna aneignen wollte?

Aber seien wir mal ehrlich – Ben ist doch auch nur ein Mann.
Und Joanna?

Sie ist eine besondere Frau. Eine, die man nicht einfach erobern kann.

Aber genau das machte Bens Art so wirkungsvoll.
Er drängte nicht.
Er überließ ihr die Entscheidung – aber schloss damit jedes andere Denken aus.

Denn wenn es keine Entscheidung gegen etwas gibt, bleibt nur die Entscheidung dafür.

Und das war vielleicht seine größte Stärke.
Nicht, dass er überzeugte.

Sondern, dass er zuließ, dass sich die Dinge von selbst fügten.


Was wir heute wissen

Joanna zog sich zurück.

In der Nacht wachte sie schweißgebadet auf – der Arzt sagte, es war „zu spicy“.
Zu scharf.

Aber war es wirklich nur das Essen?

Wie sie die Nacht überstand, ohne Ben zu rufen, wissen wir nicht.
Vielleicht wollte sie es alleine durchstehen.
Vielleicht wollte sie einfach vermeiden, dass er ihr hilft.

Denn Ben hätte geholfen.

Wenn er alleine gewesen wäre, ganz sicher.
Aber auch sonst – wissen wir nicht, was wir wissen.

Joanna musste die Bootsfahrt absagen.

Sie wollte Ben nicht sehen.
Nicht sein freches Grinsen, nicht seine Art, mit allem fertig zu werden, ohne sich darüber Gedanken zu machen.

Denn Ben – man könnte meinen, er sei mit allen Wassern gewaschen.

Ist er nicht.

Aber seine Sichtweise ist einzigartig:
Funktioniert es heute nicht? Dann halt morgen.


War ihm Joanna wichtig?

Für sein Ego? Wohl kaum.
Ben ist keiner, der Bestätigung sucht.

Für seine Aufgabe? Vielleicht.

Aber was war denn seine Aufgabe?

War es, Joanna zu testen?
War es, sie in eine Richtung zu lenken, die sie selbst nicht kannte?
Oder war sie einfach nur ein Nebenprodukt seines eigenen Plans?

Ben ist keiner, der sich an Menschen klammert.
Aber er ist auch keiner, der Dinge dem Zufall überlässt.

Also warum war er hier?

Vielleicht wusste er es selbst nicht genau.
Vielleicht war es nicht eine Aufgabe, sondern einfach der nächste logische Schritt.

Denn wenn es heute nicht funktioniert, dann eben morgen.

Und so jemand wie Ben?
Er hat immer ein Morgen.