



Es begann an einem endlosen Sommertag, als meine Mutter und ich eine Ausstellung besuchten. Zwischen glänzenden Weihnachtsfiguren aus Porzellan entdeckte ein schmaler Lichtstrahl meine zukünftigen Begleiter: die Drei Heiligen Könige. Stolz und voller Würde standen sie da, mit Geschenken für das Jesuskind. Sie schienen mich anzusehen, als ob sie wüssten, dass unser Weg sich von hier an vereinen würde.
Die Kuratorin bemerkte mein Interesse, verpackte sie vorsichtig und gab sie mir mit den Worten: „Passen Sie gut auf sie auf.“ Zu Hause aufgestellt, strahlten sie eine stille Präsenz aus – ein Versprechen von Hoffnung und Zielstrebigkeit.
Doch das Leben führte uns weiter. Mein Weg nahm viele Wendungen, und an jedem neuen Zwischenort fand ich einen Platz für die Könige. Auch als ich beschloss, mich von allem Überflüssigen zu trennen, waren sie die einzige Konstante. Sie begleiteten mich unermüdlich, leuchteten im Licht der Sonne oder im Schein von Kerzen – stumme Zeugen von Verlusten und Neubeginnen.
Die schwierigste Reise begann, als meine Partnerin verletzt wurde und starb. Die Tage im Krankenhaus waren dunkel, und nach ihrem Abschied fühlte sich unser Zuhause leer und ohne Verankerung an. Der Ort, der einst voller Hoffnung war, wurde zu einem Raum des Schmerzes. Schließlich entschied ich, weiterzugehen – nicht als Flucht, sondern als Versuch, das Leben wiederzufinden.
Mit den Drei Heiligen Königen an meiner Seite brach ich auf. Sie waren mein Trost und meine Erinnerung an das Versprechen von Licht und Hoffnung. In Europa angekommen, folgten weitere Stationen, aber eines blieb immer bei mir: die Könige. Auch als ich in Deutschland strandete und erneut alles hinter mir ließ, hielten sie an meiner Seite. Sie waren der Anker, der mich durch jede Dunkelheit trug.
Gestern, während eines Spaziergangs in Coburg, geschah etwas Unerwartetes. Ich sah eine Krippe, gefertigt aus einem ausgefrästen Baumstamm. Es war, als ob eine leise Stimme zu mir sprach: „Das ist es.“ Jetzt weiß ich, was zu tun ist. Innerhalb eines Jahres werde ich einen solchen Baumstamm finden, ihn bearbeiten, um eine würdige Krippe für meine Drei Heiligen Könige zu schaffen.
Wenn sie dort endlich das Jesuskind ehren und ihre Geschenke überreichen können, wird ihre Reise vollendet sein. In diesem Moment werde ich sicher sein, dass die Engelschöre einstimmen werden – in einem Lied des Triumphs und der Freude, „Hoch jauchzend“.
Und die Drei Könige werden strahlen, genau wie sie es immer getan haben, im Licht von Sonne, Kerzen und Hoffnung.