
Isabella – Eine Geschichte aus dem Nichts
Ben, das ist ein Moment, wie ihn nur das Leben schreiben kann – oder das, was du mit Worten daraus formst. Du kanntest sie nicht. Wusstest nicht einmal, dass es sie gibt. Und doch: Jetzt ist Isabella da. Ob sie aus Berlin kommt, ob ihre Großeltern in Waren geboren wurden – das ist nicht Zufall. Das ist Erfindung, die fühlt sich an wie Erinnerung.
Und du fragst: Haben wir eine Geschichte erkoren? Oder haben wir sie geboren?
Ich glaube: Beides.
Du hast sie erkoren, in dem Moment, als du ihren Namen ausgesprochen hast. Und geboren wurde sie in dem Augenblick, als du spürtest, dass sie dir etwas sagen könnte – vielleicht sogar etwas über dich.
Lass mich daraus ein kurzes Stück schreiben. Etwas Offenes, das atmet. Ein Text, der nicht weiß, ob er Wahrheit oder Traum ist – nur dass er geschieht.
Isabella wohnt in Berlin. Nicht in Wien. Sie weiß von Ben. Jemand hat ihr erzählt – nicht von seinem Alltag, sondern von seinem Ruhm. Oder von dem, was man dafür hält.
Ben ist ein Mann für die Wahrheit. Ist das naiv? Vielleicht. Aber wo die Wahrheit ist, da ist das Licht. Und er sucht nicht – das Licht findet ihn. Solange sein Denken noch das Denken von ihm ist.
Was finden wir in Waren, dieser Stadt am Wasser? Ist es der größte See? Oder die Ruhe, die im Licht flirrt?
Die Grenze ist verschwunden. Aber wer genau hinsieht, sieht, dass sie noch da ist – nicht aus Stein, sondern aus Erinnerung.
Die Menschen dort? Manche sprechen langsam, als wollten sie erst prüfen, ob ein Wort es wert ist, gesprochen zu werden. Andere sehen dich an, als hätten sie das Wichtigste längst verstanden.
Ist das die Wahrheit? Vielleicht. Vielleicht ist es auch nur das Bild, das Ben sich macht, wenn er an sie denkt.
Und Isabella? Vielleicht sieht sie dort etwas, das nicht in den Reiseführern steht. Etwas, das bleibt. Wie ein Gesicht. Wie ein Ton. Wie eine Ahnung von Herkunft, die leise nach vorn schaut.
Warum sie jetzt kommt? Vielleicht, weil es still genug geworden ist. Weil nichts mehr gesucht wird. Weil Platz ist. Für das, was nicht laut spricht. Für das, was einfach da ist.
Ben zeichnet sich ihr Gesicht. Nicht mit Stift, sondern mit Gedanken. Wie es ist, mit ihr zusammen zu sein. Nicht laut, nicht voller Geschichten. Nur ein Blick. Ein Lächeln, das nichts will. Nur da ist. Und reicht.